Chronik/Oberösterreich

"Hoffentlich wird der Täter erwischt"

Ein kleiner Haufen aus verkohlten Holztrümmern und Einrichtungsgegenständen erinnert am Donnerstag in Altenfelden (OÖ) noch an die schmucke Asylunterkunft, die in wenigen Tagen von 48 Flüchtlingen bezogen werden hätte sollen. Daraus wird vorerst aber nichts. Wie berichtet, hatten Unbekannte in der Nacht zum Mittwoch an zwei Stellen des unbewohnten Quartiers Feuer gelegt. Das in Holzriegelbauweise errichtete Gebäude brannte völlig aus. Der Sachschaden wird auf mehr als 300.000 Euro geschätzt.

"Das ist ein wahres Ruhmesblatt für unseren Ort, darauf können wir echt stolz sein", sagt eine ältere Frau sarkastisch, die einem Bagger zuschaut, wie er die Brandreste in Container schaufelt.

Wer hinter dem perfiden Anschlag steckt, darüber herrscht im Ort allgemein Rätselraten. "Das war jedenfalls einer, der das nicht haben wollte", weiß Pensionist Adolf R., der gerade vom Einkaufen kommt. Er selbst habe auch keine rechte Freude gehabt, dass in Altenfelden Asylwerber untergebracht werden sollen. "Auch viele andere sind nicht glücklich gewesen – aber das Haus anzuzünden war nicht gescheit."

Betroffenheit

Peter Schöftner, 58, hätte selbst nichts gegen Flüchtlinge im Ort. "Ich war früher unter anderem im südamerikanischen Dschungel. Dort habe ich gesehen, dass die wahre Zivilisation sich bei den indigenen Völkern abspielt." Die Brandstiftung stimmt ihn betroffen. "Das macht mich nachdenklich – wer so etwas macht, der mag sich selbst nicht." Dass sich Unzufriedenheit aber einmal derart äußern würde, damit sei nicht zu rechnen gewesen.

"Hoffentlich erwischt die Polizei den Täter, es wäre schon interessant, wer dahintersteckt", erwidert der Pensionist Josef Kitzmüller.

Am Gemeindeamt trifft sich Gottfried Mitterlehner, der Chef des Landeskriminalamts, zu einem Hintergrundgespräch mit Bürgermeister Klaus Gattringer. Er befehligt eine Sondergruppe, die sich um die Aufklärung der Tat kümmert. Den Kern dieser Truppe bilden drei Mitarbeiter des Landeskriminalamts, zwei des Landesverfassungsschutzes und drei Polizisten aus dem Bezirk Rohrbach. Mitterlehner: "Dieser Fall ist hochsensibel und hat enorme Tragweite." Man versuche derzeit alles, um das Verbrechen so rasch wie möglich aufklären zu können.

Der Kontakt zum Bürgermeister sei wichtig, um Hinweisen, die an das Gemeindeamt herangetragen werden, rasch nachgehen zu können.

Eine heiße Spur dürfte es am Donnerstag zwar noch nicht gegeben haben, Befragungen einzelner Bürger waren aber schon voll im Gang.

"Bis vor zwei Tagen war Altenfelden völlig unbedeutend, seit dem Anschlag spricht man leider europaweit negativ über unseren Ort", seufzt ÖVP-Bürgermeister Gattringer, der die Polizei bei der Aufklärung mit aller Kraft unterstützt und massiv für die Wiedererrichtung des Quartiers eintritt, auch wenn ihn das Stimmen kosten sollte. "Ich halte das aus, selbst wenn das mit Morddrohungen enden sollte." In den vergangenen Monaten sei es leider immer populärer geworden, über das Asylquartier zu lästern. Bei einer Info-Veranstaltung habe ihm jemand anonym einen Zettel auf den Sessel gelegt, mit der Warnung: "Sie werden deine Töchter f....". Und nach dem Anschlag gab es auch anonyme Anrufe nach dem Motto: "Das habt ihr davon."

Gespaltener Ort

Gattringer verweist darauf, dass es eine Unterschriftenaktion gegen einen zunächst vorgesehenen Standort gegeben habe. "Und die FPÖ hat sich in einer Aussendung gebrüstet, dass sie einen anderen Standort verhindert hat."

SPÖ-Obmann Walter Haslmair bestätigt, dass die Wogen zu dem Thema hochgegangen waren. "Andererseits sind zehn Mal mehr Warenspenden eingegangen, als benötigt wurden."

Melanie L., die die Protestliste gegen den Alternativ-Standort initiiert hatte, betont, dass sie mit dem jetzigen Standort kein Problem gehabt habe. "Wir hatten auch nie etwas dagegen, dass Flüchtlinge kommen."

FPÖ-Obmann Markus Kraml erklärt, dass er über die Tat selbst geschockt sei. "Das ist nicht wiedergutzumachen." Für einen Neubau tritt er aber nicht ein. "Die Bevölkerung ist zu gespalten."

Asyl-Landesrat Rudi Anschober startet auf Facebook eine Aufklärungsinitiative.