Chronik/Oberösterreich

Graue Wölfe feiern blutiges Gemetzel als heroische Tat

Für ein makabres Spektakel rührt aktuell Avrasya – der Linzer Verein der rechtsextremen Grauen Wölfe – die Werbetrommel. Am 20. Februar soll im Volkshaus Neue Heimat der Stadt Linz die blutige Schlacht von Gallipoli (Çanakkale) gefeiert werden.

Im Jahr 1915 hatte das osmanische Heer die Einnahme der Halbinsel durch die Entente-Mächte verhindert. Mehr als 100.000 Menschen wurden bei den Kämpfen getötet, 250.000 verwundet. Unter dem Motto "vatan yürekli" (heldenmütiges Vaterland) wollen türkische Ultranationalisten 101 Jahre später an das Gemetzel als "heroisches" Ereignis erinnern.

"Ausgerechnet in einem Volkshaus der Friedensstadt Linz wollen die Grauen Wölfe u. a. durch einschlägige Theater- und Musikbeiträge ihr inhumanes Geschichtsbild verbreiten", protestiert Robert Eiter, Sprecher des oö. Netzwerks gegen Rechtsextremismus. Nationalismus und Kriegsverherrlichung seien das genaue Gegenteil von Weltoffenheit, Frieden und Integration. Eiter fordert von dem für die Volkshäuser politisch verantwortlichen SPÖ-Vizestadtchef Christian Forsterleitner dafür zu sorgen, dass derartige Gruppierungen in städtischen Gebäuden keine Plattform mehr finden. "Die Veranstaltung war mir nicht bekannt", rechtfertigt sich Forsterleitner auf KURIER-Anfrage. Das operative Geschäft sei nicht Teil eines politischen Referenten.

Viel Kritik

Stadtchef Klaus Luger (SPÖ) sieht sich an das Gesetz zur Versammlungsfreiheit gebunden: "Als Bürgermeister trage ich dafür Sorge, dass jeder Verein, gegen den von der Polizei nichts vorliegt, Räumlichkeiten der Stadt mieten kann." FPÖ-Vizestadtchef Detlef Wimmer will den Fall nun prüfen lassen: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Veranstaltung im Interesse der Stadt liegt." ÖVP-Klubchef Martin Hajart sieht das ähnlich: "Wir stehen Avrasya sehr kritisch gegenüber." Die grüne Klubobfrau Ursula Roschger ist empört: "Dieses leidige Thema ist inzwischen unerträglich."