Chronik/Oberösterreich

„Google wird ohne Blasmusik nach Kronstorf kommen“

Die Menschen in der kleinen Gemeinde Kronstorf (Bezirk Linz-Land) begegnen dem Thema Google mittlerweile mit gemischten Gefühlen. „Das mit Google wird sicherlich nichts mehr“, sagen Passanten . „Wir sind noch immer voller Erwartungen“, heißt es dagegen beim kleinen Damenstammtisch im Café.

Im Jahr 2008 hat der US-Internetriese um kolportierte 30 Mio. Euro ein 75 Hektar großes Areal gekauft, um ein Rechenzentrum, eine sogenannte „Serverfarm“, errichten zu können. Die unmittelbare Nähe zu drei Glasfaserleitungen und die in den Ennskraftwerken erzeugten Megawatt, die für die tausenden Computer benötigt werden, weckten das Interesse für den Standort. „Allein die Absicht des Konzerns sich hier niederzulassen hat der Region schon viel gebracht“, erklärt Kronstorfs Bürgermeister Christian Kolarik.


Fünf Wohnbauprojekte

Man habe im Ort beispielsweise einen größeren Baugrund gehabt, für den sich Jahre keiner interessiert hat. „Aufgrund der Google-Meldung haben gleich zwei Wohnbaugesellschaften um den Baugrund gerittert.“ In Summe wurden seit 2008 nicht zuletzt dadurch fünf große Wohnbauprojekte realisiert. Überhaupt hatte man im vergangenen Jahr mit 3213 Einwohnern einen neuen Höchststand in Kronstorf.
Als ökologischen Ausgleich für das Baugelände hat der Konzern auf eigene Rechnung einen sechs Hektar großen Wald anlegen lassen. Dabei wurden rund 13.000 Bäume und Wildsträucher gepflanzt.
„Es ist ein Musterprojekt der Forstdirektion. Nuss, Ahorn, Eichen, Vogelkirsche, Rotbuchen – wir probieren hier viel aus“, erläutert Waldbetreuer Karl Kamptner, der übrigens fest an die Ansiedelung glaubt. Das Areal sei sogar ein beliebtes Ziel von landwirtschaftlichen Exkursionen.

In den letzten Jahren dürfte das Grundstück eine satte Wertsteigerung erhalten haben, meint ein Landwirt in der Nähe. Dass sich das hinter Apple zweitwertvollste Unternehmen der Welt nicht gerne in die Karten schauen lässt, ist dem Bürgermeister bewusst. „Wenn sie kommen, dann wird das sehr schnell, ohne Blasmusikkapelle und spektakulärer Spatenstichfeier erfolgen.“ Schnell ist es auch im finnischen Hamina gegangen. Dort hat Google ein Jahr nach dem Einkauf in Kronstorf eine alte Fabrik erworben. 2011 ging das Rechenzentrum in Betrieb. Bis jetzt wurden kolportierte 800 Mio. Euro in Hamina investiert.


Keine Entscheidung

Gemeinsam mit der TMG (Wirtschaftsagentur des Landes OÖ) hätte man regelmäßigen Kontakt mit Google-Mitarbeitern in Irland, London, Paris und natürlich Kalifornien, sagt Kolarik. „Sie sind faire Partner und wollen immer aktuelle Infos.“ Auf Anfrage des KURIER antwortete Google: Kronstorf sei noch immer eine interessante Option, „aber es wurde noch keine Entscheidung gefällt.“