Für den guten Zweck
In manchen Ständen werden Puppen angeboten, und daher ist es gar nicht aufgefallen, dass ich mich heimlich daruntergemischt habe. So konnte ich das Treiben auf dem bunt schillernden Markt beobachten. Da fiel mir ein großes Schild auf mit der Aufschrift: FÜR DEN GUTEN ZWECK. Daneben war eine Menschenschar mit dicken Jacken und roten Nasen, die bei jedem Becher Punsch, den sie leerten, riefen: „Für den guten Zweck!“ So viel kann der doch gar nicht trinken, dachte ich, und wollte den Zweck selber fragen, was es mit diesem Spruch auf sich hat.
Ein ziemlich zerknitterter Gnom
Also habe ich mich auf die Suche nach ihm begeben. In einer finsteren Ecke zwischen zwei Buden habe ich ihn dann gefunden, den guten Zweck. Es war aber kein feiner Kerl, so wie ich ihn mir vorgestellt hatte, sondern ein ziemlich zerknitterter Gnom, der aussah, als hätte er gerade ein halbes Fass Glühwein geleert. Warum er sich denn gar so klein macht und sich versteckt, wollte ich wissen, da platzte es aus ihm heraus: „Ich will die Menschen dabei unterstützen, großzügig zu sein und anderen zu helfen.
Aber sie brauchen mich nur als Ausrede für sich selber. Viele benutzen mich nicht richtig, manche verwenden sogar meinen Namen, nur um sich selber zu helfen. Ich bin wie ein Schlüssel. Was die Menschen damit aufschließen, liegt leider nicht in meiner Hand.“ So eine jämmerliche Antwort hatte ich nicht erwartet, und da wusste ich, ich muss ihn dringend aufheitern. Ich werde ihm einen Becher mit Punsch bringen, Kinderpunsch natürlich!
Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters