Alter Film in Flohmarkt-Kamera
Von Jürgen Pachner
Es war im März 2014, als der Apotheker Wolfgang Kühn bei einem Flohmarktbesuch in Seewalchen am Attersee, OÖ, eine alte Kamera auffiel, deren Anblick sein Fotografen-Herz vor Begeisterung ein wenig hüpfen ließ. Bei dem Fundstück handelte sich um eine historische Balgenkamera der Marke "F. Deckel-München Compur".
"Das war ein echtes Schnäppchen – sie hat nicht mehr als 30 Euro gekostet", erzählt der Apotheker und Berufsfotografen-Meister. Als er ihre Funktionen testen wollte, fiel ihm auf, dass noch ein Film eingelegt war. "Ich hab’ den Verschluss daher blitzschnell wieder zugemacht – zum Glück ist dadurch auch kaum Licht draufgekommen", sagt Kühn.
Die Chance, dass der alte Rollfilm unbeschädigt war, schien zu dem Zeitpunkt allerdings nicht allzu groß. Der 33-Jährige ließ ihn bis vor rund drei Wochen unbearbeitet liegen – erst dann entschloss er sich, ihn zu entwickeln. "Das war ein sehr spannender Prozess. Denn zuerst hat es den Anschein vermittelt, als ob er beschädigt sei. Nach und nach ist dann aber sichtbar geworden, dass die Aufnahmen gelungen sind."
Schwarz-Weiß-Bilder
Die Freude bei Wolfgang Kühn und seiner Lebensgefährtin Katharina Gruber war riesengroß, als schließlich drei Schwarz-Weiß-Bilder in respektabler Qualität zum Vorschein kamen.
"Sie dürften mindestens 50 Jahre alt sein. Zu sehen sind eine nähende Frau in einem Garten, ein Mädchen mit einer getigerten Katze am Schoß und ein Mann mit Badehose, der in einem Campingsessel sitzt und die Katze streichelt", sagt Kühn.
Aufgrund der Kleidung, der Accessoires und Möbel, geht er davon aus, dass die Aufnahmen in den 1960er Jahren gemacht wurden. "Warum aber der Film so lange Zeit in der Kamera geblieben ist, ist doch ein wenig rätselhaft." Eine mögliche Erklärung wäre, dass sie der ursprüngliche Eigentümer verloren oder irgendwo vergessen hat und der Finder nichts damit anfangen konnte.
Laut Kühn muss es sich bei dem Fotografen jedenfalls um eine Person mit einiger Sachkenntnis gehandelt haben. "Bei der Kamera ist alles händisch einzustellen, es gibt beispielsweise auch keinen Belichtungsmesser."
Der 33-jährige mutmaßt, dass die Bilder auf einem der Villengrundstücke an der Seewalchner Seepromenade aufgenommen worden sein könnten. "Das Haus mit dem Stiegenaufgang, wie er auf einem Foto zu sehen ist, habe ich aber noch nicht gefunden. Allerdings ist die Promenade in der Vergangenheit mehrfach umgebaut worden."
Kühn möchte die Negative nun am liebsten den abgebildeten Personen oder ihren Angehörigen überlassen. "Falls sie noch am Leben sind, haben sie vermutlich einen deutlich emotionaleren Zugang dazu, als ich." Der Fotograf hat deshalb auf Facebook eine Suchaktion gestartet. Kühn: "Sie könnten vor 50 Jahren als Feriengäste am Attersee gewesen sein. Es wäre schön, wenn sie sich bei mir melden würden."
Kühn sucht nach Hinweisen auf die abgebildeten Personen. Kontakt: http://www.phototheker.at/site/impressum/