Chronik/Oberösterreich

Experte empfiehlt Brückenneubau

Die Rostschäden sind speziell im unteren Bereich dramatisch – es gibt Löcher, durch die man regelrecht mit den Fingern durchgreifen kann.“
Die Diagnose des Wiener  Universitätsprofessors Josef Fink zum aktuellen Zustand der 111 Jahre alten Eisenbahnbrücke in Linz fällt ernüchternd aus. Im Auftrag der Stadt begutachtete er den 394 Meter langen Donauübergang und verfasste eine Expertise. Seine Einschätzung: „Etwa die Hälfte der Konstruktion ist irreparabel.“

Fink empfiehlt – vor allem in Hinblick auf die zu erwartenden Kosten – an gleicher Stelle eine völlig neue Brücke zu errichten. „Das wäre die vernünftigste Lösung.“ Laut seinen Berechnungen fallen dafür 57 Mio. Euro Gesamtbaukosten an. Die Errichtungsdauer – inklusive Gestaltungswettbewerb, Planung, Ausschreibung und Behördenverfahren – dauert insgesamt 5,5 Jahre. „Der Verkehr wäre nur etwa eine Woche unterbrochen, weil während der Bauzeit die alte Brücke verwendet werden könnte.“

Finks Gutachten ergab, dass die Sanierung des bestehenden Bauwerks allein 40 Mio. Euro kostet. Die etwa drei Jahre dauernden Arbeiten könnten aber nur an Land durchgeführt werden, eine Sanierung an Ort und Stelle wäre technisch unmöglich. „Die Tragwerke müssten per Schiff ans Ufer gebracht werden, und es müssten eine eigene Halle und Gleisanlagen errichtet werden.“

Beim Wiederaufbau müsste die Brücke um rund einen Meter gehoben werden, damit die nötige Durchfahrtshöhe für die Schifffahrt sichergestellt ist. Um den Übergang für künftige Anforderungen – zwei Schienenstränge für Straßenbahnen – verwenden zu können, wäre eine Tragwerksverbreiterung um 1,5 Meter notwendig. Außerdem müssten die bestehenden Flusspfeiler gegen einen Schiffsanprall verstärkt werden.

Für den Individualverkehr wäre zusätzlich zur sanierten Eisenbahnbrücke die Errichtung einer Nebenbrücke erforderlich. „Bei dieser Variante würden je nach Ausführung insgesamt zwischen 90 und 98 Millionen Euro Kosten anfallen.“ Gesamterrichtungsdauer: Rund 8,5 Jahre.
Während Verkehrsstadtrat Klaus Luger (SP) einen kompletten Neubau bevorzugt, fordert die FPÖ die Erhaltung der alten Brücke. Die Entscheidung liegt jedoch beim Eigentümer ÖBB sowie beim Denkmalamt.

Weiterführende Links