Chronik/Oberösterreich

Erste Flüchtlinge verlassen Zeltlager

Ein Rucksack, ein paar Einkaufssackerl und ein Lunchpaket: Viel Gepäck haben die Flüchtlinge nicht, die Donnerstagmittag am Gelände der Landespolizeidirektion in Linz auf den Bus warten. "Yes, I get transfer", sagt ein junger Mann aus Afghanistan, der sich über seine Überstellung freut. Dann will er wissen, ob es im neuen Quartier besser sein wird als im Zelt, in dem es in den vergangenen Tagen so fürchterlich heiß war.

Insgesamt 74 Flüchtlinge sind am Donnerstag in die Berufsschule in der Linzer Turmstraße übersiedelt. Viele von ihnen waren seit Mitte Mai in vom Innenministerium errichteten Zelten auf dem Polizeisportplatz untergebracht. Andere hausten monatelang in einem Turnsaal. Nun kommen die jungen Männer in Landesbetreuung. Doch auch die Berufsschule wird nur eine vorübergehende Unterkunft sein.

66 Asylwerber müssen vorerst noch in den Zelten und im Turnsaal ausharren. Bis Ende Juli sollen auch sie überstellt werden. "Ich gehe davon aus, dass die Zelte kommende Woche abgebaut werden können. Wir machen das erst, wenn alle geräumt sind", sagt David Furtner, Sprecher der Landespolizeidirektion. Man freue sich mit den Flüchtlingen und sei gleichzeitig froh, dass Turnsaal und Sportplatz wieder für Ausbildungszwecke genutzt werden können.

Seit 24. September des Vorjahres waren bei der Linzer Polizei insgesamt rund 2000 männliche Flüchtlinge aus 26 Nationen einquartiert. Nachdem im Mai aufgestellt Zelte wurden, erhöhte sich die Belagszahl auf täglich bis zu 280 Personen.

Auch in der Erstaufnahmestelle West in Thalham bei St. Georgen im Attergau sollen die Zelte in den nächsten Tagen verschwinden. Bürgermeister Ferdinand Aigner (ÖVP) zweifelt allerdings am Versprechen der Landespolitik. "Ich sehe kein Licht am Horizont." Bisher sei bloß ein Zelt entfernt worden, ständig kämen neue Flüchtlinge nach Thalham. Derzeit werden dort 250 Personen betreut, obwohl das Lager nur für 120 Personen ausgelegt ist.

Am Montag erfährt der Bürgermeister vom Innenministerium Details über die Umstrukturierung der Erstaufnahmestelle zum Zentrum für Dublin-Fälle (Flüchtlinge, bei denen die Asylgründe nicht geprüft werden, weil ein anderer EU-Staat zuständig ist, Anm.). Aigner glaubt nicht, dass es dadurch zu einer Entlastung kommen wird. Deshalb sei auch weiterhin eine Blockade der Westautobahn (A1) für eine Protestkundgebung geplant. Der Termin wurde allerdings um eine Woche auf den 8. August (11 bis 13 Uhr) verschoben.