Chronik/Oberösterreich

Erneuter Keimbefall: Bub nicht in Lebensgefahr

Im Linzer Kepler Universitätsklinikum ist am Freitag erneut ein Fall des multiresistenten Acinetobacter-Keims bei einem Baby festgestellt worden. Es handelt sich laut Spital um ein Kind, das vorigen Samstag vom Landesklinikum Amstetten nach Linz verlegt wurde. Der Bub befand sich in der chirurgischen Intensivstation, in jener Abteilung, in der im Dezember der Keim erstmals aufgetreten war.

Der wenige Monate alte Säugling befinde sich trotz einer ernsthaften Grunderkrankung nicht in Lebensgefahr. Auch habe der Keimbefall bisher zu keiner Erkrankung geführt, teilte Klinikumssprecher Clemens Kukacka mit. Der Bub befindet sich aber in Quarantäne.

Zwei Tote Babys im Dezember

In der Linzer Landesfrauen- und Kinderklinik - seit Jahreswechsel Teil des Kepler Universitätsklinikums - war im Dezember bei fünf Babys der Erreger nachgewiesen worden. Zwei starben, eines bekam Lungenentzündung, zwei blieben zunächst ohne Symptome.

Nach einer chemischen Reinigung wurde die chirurgische Intensivstation kurz vor Weihnachten wieder freigegeben. Ob sich der Säugling dennoch dort den Keim geholt hat, sei laut Kukacka derzeit noch ungeklärt. Die Staatsanwaltschaft wurde verständigt. Nur bei der Übernahme eines Patienten aus einem südeuropäischen Krankenhaus verlange das Klinikum einen Nachweis über die Keimfreiheit. Im aktuellen Fall wurde der Acinetobacter bei einem Routine-Screening in Linz nachgewiesen.

Multiresistenter Keim

Sowohl bei dem Buben als auch bei jenen betroffenen Kindern im Dezember wurde der Keim Acinetobacter baumanii nachgewiesen. Er kommt laut Spital überall in der Umwelt vor und ist für gesunde Menschen nicht gefährlich. Kranke oder immungeschwächte Menschen können allerdings an einer schweren Infektion erkranken.

Acinetobacter ist ein multiresistenter Keim. Das bedeutet, dass nicht mehr jedes Antibiotikum wirkt. Bei einem Ausbruch muss immer getestet werden, auf welche Mittel der aktuelle Bakterienstamm noch reagiert. Die Übertragung des Erregers erfolgt von Mensch zu Mensch und er bleibt an Oberflächen haften.

INFO: Das Kepler Universitätsklinikum hat eine Hotline für besorgte Patienten bzw. Eltern eingerichtet. Unter der Telefonnummer 05 7680 84 32000 beantworten Ärzte Patientenanfragen zum Thema, informieren kann man sich auch unter www.kepleruniklinikum.at.

Antworten auf grundlegende Fragen finden Sie auch im Folgenden:

Um welchen Keim handelt es sich? Welche Infektionen kann er verursachen? Wie wird er übertragen?

Bei den betroffenen Kindern wurde ein Acinetobacter baumanii nachgewiesen. Dieser Keim kommt überall in der Umwelt vor und ist für gesunde Menschen nicht gefährlich. Erkrankte, abwehrgeschwächte Menschen können an diesem Keim mit einer schweren Infektion erkranken. Geschieht das, dann werden Antibiotika verabreicht die normalerweise gut helfen. Beim dem nachgewiesenen Keim wirken allerdings die meisten dieser Antibiotika nicht, was ihn im Falle einer Infektion gefährlich macht. Der Keim wird normalerweise durch direkten Kontakt übertragen, wobei eine Übertragung auch über künstliche Oberflächen möglich ist.

Für wen ist der Keim gefährlich?

Gesunde Menschen erkranken durch den Keim nicht. Lediglich abwehrgeschwächte Patienten sind gefährdet, eine Infektion der Atemwege, der harnableitenden Wege, oder anderer Organe zu erleiden. Sollten Sie bei ihrem Kind Hinweise auf einen Infekt feststellen (Fieber, Rötungen, etc.), nachdem es von der interdisziplinären Intensivstation des Kepleruniversitätsklinikum (Standort Med Campus IV.) entlassen worden ist, dann sollten Sie Kontakt mit dem Krankenhaus aufnehmen.

Mein Kind war auf der Intensivstation, besteht eine Gefahr?

Alle Eltern der Kinder, die potentiell gefährdet gewesen sein könnten wurden von den Ärzten der betroffenen Station informiert. Wenn Sie nicht informiert wurden, besteht keine Gefahr.
Mein Kind ist/war auf der neonatologischen Intensivstation, besteht eine Gefahr?
Die neonatologische Intensivstation ist davon nicht betroffen, sondern ausschließlich die chirurgische bzw. interdisziplinäre Intensivstation.

Mein Kind wurde am Kepler Universitätsklinikum - Med Campus IV. behandelt, besteht eine Gefahr?

Der Keim wurde bisher nur bei Kindern der interdisziplinären Intensivstation nachgewiesen. Wurde Ihr Kind woanders behandelt, dann besteht keine Gefahr.

Kann ich in die Notaufnahme zur Behandlung meines Kindes kommen?

Ja, es besteht hier kein Risiko für eine Infektion.

Kann ich mein Kind am Kepler Universitätsklinikum - Med Campus IV. operieren lassen?

Alle Operationen, bei denen im weiteren Verlauf ein Aufenthalt auf der Intensivstation notwendig wird, wurden abgesagt. Operationen, bei denen ein Intensivaufenthalt nicht notwendig ist können gefahrlos durchgeführt werden.

Ich stehe kurz vor der Geburt, bin ich oder mein Kind gefährdet?

Nein, bisher konnte der Keim im Bereich der Frauenklinik nicht nachgewiesen werden. Sollte ihr Kind eine Betreuung im Bereich der Neo – Intensivstation benötigen, dann ist dies möglich, da diese nicht betroffen ist.

Kann ich ein Kind, das am Kepler Universitätsklinikum - Med Campus IV. liegt, besuchen?
Außer im Bereich der interdisziplinären Intensivstation ist dies problemlos möglich. Dort werden Sie gesondert über das Prozedere aufgeklärt.

Soll ich einen Abstrich von mir oder meinem Kind machen lassen?

Wenn Sie oder Ihr Kind keine Hinweise für einen Infekt haben ist ein Abstrich nicht notwendig.