Energie AG speckt ab: "Power-Strategie" soll jährlich 18 Millionen Euro sparen
Atomausstieg, massive Förderungen für Ökostrom und gleichzeitig spottbillige CO2-Zertifikate, die Braunkohle als Energieträger wieder attraktiv machen: Die Auswüchse der Energiewende im Nachbarland Deutschland setzten die Versorger in ganz Mitteleuropa unter Druck. Plötzlich unrentable Gaskraftwerke müssen stillgelegt werden, es kommt zu Abschreibungen in Milliardenhöhe und Investitionen bleiben aus. Auch die heimische Energie AG bekomme diesen "enormen Marktverwerfungen" zu spüren, sagt Generaldirektor Leo Windtner.
Dem Umbruch in der Branche will der Konzern mit der "Power-Strategie 2020" begegnen und jährlich 18 Millionen Euro einsparen. Herzstück der Neuaufstellung ist die Vollintegration der OÖ. Ferngas – im März wurden die Anteile der Linz AG übernommen, die Energie AG ist seither Alleineigentümer.
"Die Eingliederung der OÖ. Ferngas ist einer der letzten Kostenhebel, die wir im Konzern schaffen", sagt Windtner. In Zukunft könne die Energie AG – mit Ausnahme des Stromvertriebs, der mit der Linz AG über die gemeinsame Tochter Enamo läuft – alles aus einer Hand anbieten: Die Palette soll von erneuerbaren Energien über Energiedienstleistungen bis hin zu Dateninfrastruktur und Gasvertrieb für Großkunden reichen.
"Wir werden uns im Geschäft auch nach einigen 100.000 Euro bücken müssen. Die Zeit, als das Millionen sprichwörtlich hereingeronnen sind, ist in der Branche vorbei", sagt Windtner.
200 Maßnahmen
Um die Effizienz zu steigern und Synergien in den einzelnen Konzernbereichen zu nutzen, sind in den nächsten Jahren 200 Einzelmaßnahmen geplant. Ein notwendiger "Ritt über die Rasierklinge", wie Windtner betont.
Auch personalseitig gibt es Änderungen: Mit 1. Oktober wurden 130 Beschäftigte, darunter auch Führungskräfte, in die Stufenpension geschickt. Aktuell beschäftigt die Energie AG 4500 Mitarbeiter. Diese Zahl soll sich in den kommenden Jahren kaum verändern.
2012/2013 erzielte der Versorger – er gehört zu 52,5 Prozent dem Land OÖ – einen Umsatz von 1,81 Milliarden Euro. Das Ebit (Gewinn vor Zinsen und Steuern) lag bei 41,3 Millionen Euro. Im laufenden Geschäftsjahr soll das Ebit mit mehr als 100 Millionen Euro deutlich höher sein.
Einer Fusion mit der Linz AG ist Windtner grundsätzlich nicht abgeneigt. "Das ist aber Sache der Eigentümer." Ein Zusammenschluss könne Einsparungen im "ordentlichen zweistelligen Millionenbereich" bringen.
DIe Linz AG hat seit Mittwoch ein neues Vorstandsteam: An der Spitze des städtischen Versorgers steht der ehemalige SPÖ-Landeschef Erich Haider. Im Konzern zuletzt Vorstandsdirektor für Infrastruktur, folgt Haider auf Generaldirektor Alois Froschauer, der in Pension ging. Neu im Vorstand ist Jutta Rinner, die den Bereich Konzernservices und Linz Linien leitet. Wolfgang Dopf betreut wie bisher den Energiebereich.
Anders als die Energie AG brauche die Linz AG keine Umstrukturierung, sagt Haider. „Die Linz AG ist wesentlich breiter aufgestellt. Wir fahren eine Offensivstrategie und möchten die Ertragskraft des Unternehmens weiter steigern.“
Konkrete Pläne will Haider nicht verraten, das neue Vorstandsteam brauche zunächst eine Einspielzeit von 100 Tagen. Vorstandsdirektor Dopf sieht im Kraftwerksbereich die Notwendigkeit für weitere „unangenehme Einsparungen“. Der große Hebel liege aber auf der Brennstoffseite. Eine weitere Herausforderung sei die „Internetisierung der Haushalte und Stromnetze“, sagt Dopf.
2013 erzielte die Linz AG mit ihren 2650 Mitarbeitern einen Umsatz von 664 Millionen Euro, das Ebit lag bei 21,6 Millionen Euro. Das Unternehmen befindet sich zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Linz.