Chronik/Oberösterreich

Ehemaliges KZ Gusen: Stolleneingang gefunden?

Nach Gerüchten um Atomversuche der Nazis in den Stollen des ehemaligen KZ Gusen (Bezirk Perg) gibt es jetzt erneut Geheimnisvolles: Möglicherweise wurde ein lange unbekannter Stolleneingang bei einer Grabung gefunden. Sie wurde aber vorerst eingestellt, berichtet "Der Standard". Betrieben wird die Angelegenheit vom Linzer Filmemacher Andreas Sulzer, der an zwei Streifen mit Bezug zum KZ Gusen - ein Außenlager von Mauthausen - arbeitet. Dort hielten die Nazis mindestens 71.000 Menschen aus 27 Nationen gefangen, mehr als die Hälfte kam zu Tode. Sulzer sucht nach Beweisen für die Existenz unbekannter Stollen des einst größten unterirdischen NS-Rüstungsprojektes "Bergkristall". Dieser Bau einer acht Kilometer langen Anlage zur unterirdischen Flugzeugproduktion kostete mehr als 8.600 KZ-Häftlingen das Leben. Ein Großteil der Gänge wurde mittlerweile aus Sicherheitsgründen verfüllt.

Im vergangenen Februar hatte der Filmemacher unter Berufung auf Gerüchte, dass in St. Georgen Atomversuche durchgeführt worden seien, Bohrungen vornehmen lassen, die aber erfolglos blieben. Jetzt ließ er Bagger auf dem Gelände des Schützenvereines von St. Georgen auffahren, weil er in den Unterlagen eines ehemaligen CIA-Geheimagenten einen Hinweis gefunden habe, dass sich dort ein Eingang zu einem umfangreichen Stollensystem befinde.

Hohlraum im Berg

Die Baumaschinen legten ein aus massivem Granit gefertigtes Bauwerk frei. Es handelt sich laut Lokalaugenschein der Zeitung um eine Art Eingangsbereich: Steile Stufen führen unter einer Betondecke nach unten - immer in Richtung Bergmassiv. Wohin genau, lässt sich vorerst noch nicht sagen. Sulzer vermutet einen großen Hohlraum im Berg. Im abgegrabenen Erdreich wurden ein Stahlhelm, mehrere Warntafeln und ein Waffenrad entdeckt.

Der Filmemacher meldete den Fund der Gemeinde. Diese schaltete das Denkmalamt ein. Am Dienstag stoppten Vertreter der Bezirkshauptmannschaft Perg die Grabungen. Sulzer und sein Team erhielten Anzeigen, da "ohne Genehmigung auf historischem Boden Grabungen durchgeführt wurden". Sulzer sieht sich aber im Recht: "Vom Grundbesitzer gibt es ausdrücklich eine Genehmigung." Vonseiten der Bezirkshauptmannschaft war man zu keiner Stellungnahme bereit, berichtete "Der Standard".