Der Stil der jungen Bürgermeister: Viel zuhören und diskutieren
Von Jürgen Pachner
Der eine ist 27 und seit Juni in Traunkirchen im Amt, der andere feierte im selben Monat seinen 28. Geburtstag und leitet seit Oktober 2014 die Geschicke in Eschenau im Hausruck. Christoph Schragl und Hannes Humer (beide ÖVP) sind Oberösterreichs derzeit jüngste Bürgermeister – es gibt sonst keine unter 30.
"Es ist doch eher die Ausnahme, dass man in derart jungen Jahren ein solches Amt bekleidet", erklärt Gemeindebund-Präsident Johann Hingsamer. Das spreche allerdings für die Persönlichkeit der beiden. "In dem Alter stehen in der Regel viel eher noch die Familiengründung sowie die Wohnraum- und Existenzschaffung im Vordergrund." Der Wunsch, sich in führender Position für die Öffentlichkeit einzusetzen, komme meist später.
Partnerschaftlich
"Der Schritt war sicherlich ein großer", sagt Christoph Schragl, 27, aus Traunkirchen. Er habe sich dazu aber nicht hinreißen lassen, sondern sich alles vorher reiflich überlegt und seinen Entschluss bisher nicht bereut.
Sich für die Allgemeinheit zu engagieren und Projekte umsetzen zu können, sei reizvoll. "Es geht darum, Verantwortung zu tragen und Herausforderungen anzunehmen", betont Schragl, der auch die ÖVP-Bezirksstelle in Gmunden leitet und an der Johannes Kepler Universität in Linz Wirtschaft studiert.
Das Klima im Gemeinderat (die ÖVP verfügt über 12 von 19 Mandaten) sei parteiübergreifend sehr gut. Sein Alter ist dort kein Thema. "Ich pflege einen offenen und konstruktiven Stil, das fraktionsübergreifende Miteinander ist mir wichtig." Er habe keine fix vorgefassten Meinungen und Differenzen werden ausdiskutiert. "Zuhören, reden und da sein", sei auch sein Motto im Umgang mit Bürgern. Auch zu den älteren Traunkirchnern gebe es eine gute Gesprächsbasis. Sympathisch klingt die erste Amtshandlung nach seinem Antritt: "Ich hab’ sofort den Bürgermeister-Parkplatz abgeschafft und gehe zu Fuß."
Nur positive Rückmeldungen bekam bisher auch Hannes Humer, 28, aus der 1000-Einwohner-Gemeinde Eschenau zu hören. "Bei uns kennt jeder jeden – dadurch, dass ich schon 2009 in den Gemeinderat gekommen bin, wussten die Leute, was sie von mir erwarten können. Ich glaube ich habe bisher niemanden enttäuscht." Auch parteiübergreifend gebe es keine Konflikte. "Nach der Sitzung gehen wir ins Wirtshaus und trinken ein Bier."
Die ÖVP hält 13 von 19 Mandaten, dieses Ergebnis will Humer sogar noch ausbauen: "Wir sind keine Abgangsgemeinde und haben gut gewirtschaftet." Er macht sich für das Vereinsleben stark und will verhindern, dass junge Leute abwandern. "Ein so junger Bürgermeister ist ein Gewinn, er ist Ideen gegenüber offen und total unkompliziert", lobt Feuerwehrchef Gerhard Moser.