Chronik/Oberösterreich

"Der Name Pasching ist ruiniert"

Sein Name ist ganz eng mit dem Fußballklub SV Pasching verbunden: Franz Grad führte den Klub von der Landesliga Ost bis hinauf in die höchste Spielklasse Österreichs, wo er jahrelang mit Trainer Georg Zellhofer und Sportchef Max Eisenköck an seiner Seite große Erfolge feierte.
Mittlerweile hat sich der 72-jährige Transport-Multi (fast) ganz aus dem Fußballgeschäft zurückgezogen. Zu sagen hat Grad allerdings noch immer viel - egal, ob es sich um Pasching, den LASK oder das rot-weiß-rote Nationalteam handelt.

KURIER: Herr Grad, was fällt Ihnen eigentlich zu Ihrem Ex-Klub SV Pasching ein?
Franz Grad: Drei Worte: peinlich, peinlich, peinlich.

Mehr nicht?
Doch. Ich hab' den Herrn Nussbaumer (Präsident des SV Pasching, Anm. d. Redaktion) gewarnt. Aber er wollte ja unbedingt Adi Pinter als Trainer holen. Das war schwach vom Herrn Nussbaumer, das konnte nicht gut gehen.

Tut es Ihnen weh, wenn Sie sehen, wie der SV Pasching heute dasteht?
Eines ist klar: Der Name ist völlig ruiniert. Ich hab' ja den Herrn Nussbaumer in der Saison 2010/11 noch mit viel Geld unterstützt. Rausgekommen ist dabei gar nichts. Der Klub hat nicht vorne mitgespielt. Und Mittelmaß interessiert mich überhaupt nicht. Es gibt aber ganz sicher jemanden, der sich darüber riesig freut: die Gemeinde.

Warum?
Die Gemeinde hat schon 2007 entschieden, dass sie keinen Fußball in Pasching will. Das war letztendlich auch der Grund, warum ich aufgehört habe. Der Klub ist endgültig erledigt für mich. Herr Nussbaumer ist doch ein Fantast. Er hat ja tatsächlich geglaubt, dass es in Pasching wieder Bundesliga-Fußball geben kann. Da fehlen ihm aber die richtigen Leute. Er hat nun einmal keinen Georg Zellhofer und er hat auch keinen Max Eisenköck. Beim SV Pasching sind Leute tätig, die man beim LASK rausgeworfen hat. Das sagt wohl alles.

Gehen Sie eigentlich noch ab und zu auf den Fußballplatz?
Nein, mich sieht man auf keinem Fußballplatz mehr. Sonst würde es gleich wieder heißen: Schau, der Grad will den Klub übernehmen oder der Grad steigt als Hauptsponsor ein. So was brauche ich nicht. In meinem Alter ist es sowieso besser, wenn man zu Hause bleibt.

Bei Erstligist Altach sind Sie aber noch Sponsor, oder?
Ja, aber nur mehr in kleineren Ausmaßen. Ich habe das Sponsoring in Altach kräftig reduziert und werde mich auch dort bald ganz zurückziehen. Das ist wohl das Beste.

Trauen Sie den Altachern zu, dass Sie in die Bundesliga aufsteigen?
Nein, St. Andrä oder der LASK werden es schaffen. Ich hoffe aber für Blau-Weiß Linz, dass der LASK unten bleibt. Die Derbys sind reizvoll, da kommen viele Leute auf die Gugl.
Und außerdem: Der LASK ist viel besser in der Ersten Liga aufgehoben. In der Bundesliga würde der LASK wieder nur gegen den Abstieg spielen. Und das interessiert die Fans nicht.

Sie halten sich nach wie vor mit Tennis fit?
Ja, ich spiele nach wie vor vier Mal in der Woche. Auch mit dem Linzer Bürgermeister Franz Dobusch liefere ich mir heiße Duelle. So schnell höre ich nicht auf. In 20 Jahren werde ich dann wahrscheinlich bei irgendeiner +90-Meisterschaft auf dem Platz stehen (lacht).

Haben Sie keine Lust mehr, ins Fußballgeschäft zurückzukehren?
Ich darf ja gar nicht.

Warum?
In Oberösterreich gibt es eine Klausel, dass Funktionäre nicht älter als 67 sein dürfen. Die hat der Herr Windtner noch rasch gemacht, als er nach Wien gegangen ist. Wahrscheinlich extra für mich. Aber was soll's! Außerdem verstehe ich ja sowieso nichts vom Fußball.

Ist das Ihr Ernst?
Ja, ich habe halt Leute wie Max Eisenköck oder Georg Zellhofer gehabt, die was davon verstehen. Es gibt aber im Fußball noch einen, der weniger versteht als ich. Das ist der Herr Reichel vom LASK.

Wie sehen Sie die Situation im Nationalteam?
Marcel Koller mag ein guter Trainer sein, ich kenne ihn zu wenig, kann und will das nicht beurteilen. Aber ich kenne den Willi Ruttensteiner, der ist in der Theorie ein hervorragender Mann. Ganz im Ernst. Koller wird sicher auf ihn hören müssen, wenn er länger beim Österreichischen Fußballbund arbeiten will.
Ruttensteiner muss aber aufpassen. Er hat jetzt mehr Kompetenzen bekommen und kann sich nicht mehr aus der Verantwortung stehlen, sollte was schiefgehen.

Was ist Ihnen ein Anliegen im Fußball?
Die Akademien. Da muss man mehr herausholen. Da stehen andere Länder besser da als wir. Eine Ausnahme ist Ried: Die haben für österreichische Verhältnisse alles gut im Griff. Das könnte ich auch nicht besser machen. Ried ist überhaupt eine positive Erscheinung im heimischen Fußball.

Viel erlebt

Der Fußballklub Askö Pasching wurde 1946 gegründet. In seiner erfolgreichsten Zeit spielte der Verein unter den Namen PlusCity Pasching und Fc Superfund fünf Saisonen in der Bundesliga. Die Trainer hießen: Georg Zellhofer, Andreas Heraf (nur für drei Spiele), Didi Constantini und Milan Djuricic. In der Generalversammlung vom 10. Mai 2007 wurde mit vier Gegenstimmen von 70 anwesenden Stimmberechtigten der Beschluss gefasst, mit 1. Juni 2007 den Vereinssitz nach Klagenfurt zu verlegen, wo Pasching mit neuer Identität als SK Austria Kärnten spielte - bis zum Konkurs am 14. Juni 2010. Momentan ist der SV Pasching in der Regionalliga Mitte vertreten und liegt dort an vorletzter Stelle. Präsident ist Helmut Nussbaumer, der vor Kurzem Kasperl-Trainer Adi Pinter feuerte.