Das Wachsfigurenkabinett des Dr. Wolkerstorfer
Von Daniel Voglhuber
Herbert Wolkerstorfers „Manderl", die er seit mehr als 80 Jahren bastelt, sind kleiner und weniger lebensecht als die Wachsfiguren aus dem Hause Madame Tussauds. Gerade deshalb haben die Werke des 90-jährigen Linzers einen ganz eigenen Charme. Die bunten, fünf Zentimeter großen Menschen mit detailgetreuer Papierkleidung erinnern mit ihrem putzigen Gesichtsausdruck ein wenig an die Augsburger Puppenkiste.
Anders als die Gründerin des Londoner Wachsfigurenkabinetts, die in den stürmischen Zeiten der Französischen Revolution die abgeschlagenen Häupter der Guillotine-Opfer abbildete, konzentriert sich der ehemalige Internist auf die feudalen Zeiten des 18. Jahrhunderts. Der Grund ist ein pragmatischer. „Diese Zeit war bildstark und es gibt viele Nachschlagewerke", erklärt Wolkerstorfer. Von Haushaltsszenen bis zum Leben am kaiserlichen Hof hat er ein verkleinertes Abbild der Zeit geschaffen.
Auf die Frage, warum er die „Manderl" baut, zitiert der Pensionist eine Passage aus Johann Strauß` Operette „Fledermaus". „Und fragen Sie, ich bitte, warum ich das denn tu`? `S ist mal bei mir so Sitte." Das Hobby begann schon in der Kindheit. Damals wollte er Zinnsoldaten haben, die waren aber zu teuer. Und weil er vom Vater – einem überzeugten Pazifisten – keine Unterstützung erwarten konnte, legte er selbst Hand an Wachs, Draht und Papier. „Unlängst habe ich ein altes Schulheft aus der zweiten Klasse Volksschule gefunden. Da hab` ich schon Skizzen für die Figuren gemacht." Je nachdem, wie schwierig die „Manderl" sind, braucht er bis zur Fertigstellung zwischen ein paar Stunden und ein paar Tagen. Am Krönungszug Maria Theresias mit einer 30 Zentimeter langen Kutsche habe er Jahre gearbeitet.
Ausstellung
Zum Verkauf stehen die Figuren nicht. „Die sind viel zu zart, um sie aus den Händen zu geben", sagt Wolkerstorfer. Nachsatz: „Wer möchte so etwas schon, bitt` gar schön." Der Linzer kokettiert mit dem Ruf des Schrägen, den er sich wegen seiner Leidenschaft zugezogen hat. Sich selbst nennt er mit einem Augenzwinkern einen „Narren".
Wie viele der Figuren er im Laufe seines Lebens gebastelt hat, kann er nicht sagen. Es werden wohl eine ganze Menge gewesen sein. Etwa 200 von ihnen sind ab Februar 2013 im Linzer Schlossmuseum ausgestellt.