Das Ende für die Nutzung der Linzer Eisenbahnbrücke naht
Von Jürgen Pachner
Es wird spannend, für welche Variante sich die Linzer Bevölkerung bei der Brückenbefragung am 27. September entscheidet. Die Stadtpolitik will das Ergebnis jedenfalls verbindlich umsetzen.
Zur Wahl stehen entweder der völlige Abriss der 115 Jahre alten Eisenbahnbrücke sowie die anschließende Errichtung einer neuen Donauquerung, auf der Straßenbahnen, Busse, Pkw, Fahrräder und Fußgänger verkehren können. Oder eine Sanierung der historischen Stahlkonstruktion zur ausschließlichen Nutzung für Radfahrer und Fußgänger sowie der zusätzliche Neubau einer Begleitbrücke für Straßenbahn, Busse und Autos. Variante eins soll maximal 60 Millionen Euro kosten, während für Variante zwei mehr als 100 Millionen Euro veranschlagt werden.
Vizebürgermeisterin Karin Hörzing (SPÖ) hat ihre Entscheidung längst getroffen. Sie tritt ganz klar für die sogenannte Solitärbrücken-Variante ein. "Das ist die günstigere und zukunftsorientiertere Lösung", betont sie. Auf die Weise könnten etwa auch das Jahr 2018 als Wunschtermin für den Baustart sowie 2020 für die Fertigstellung eingehalten werden. "Sollte die Mehrheit der Linzer jedoch für eine Sanierung der alten Brücke stimmen, kann sich das zeitlich bis dahin gar nicht ausgehen." Es müsste beispielsweise auch ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben werden.
Für die Verkehrsteilnehmer würde das aber bedeuten, dass diese wichtige Donauquerung noch viel länger nicht passierbar bleibt, als befürchtet. Denn die Eisenbahnbrücke liege sicherheitstechnischer Hinsicht bereits in ihren letzten Zügen. Hörzing: "Niemand kann voraussagen, wie lange sie für den Verkehr noch nutzbar ist."
Brückensperre
Eventuell kann sie noch bis Jahresende befahren werden, doch selbst das scheint positiv gedacht. "Eigentlich müsste sie schon gesperrt sein", betont Brücken-Gutachter Johann Stranzinger. Er schätze zwar dieses Bauwerk, aber seine Lebenszeit sei leider abgelaufen. "Das muss man der Bevölkerung auch ganz deutlich sagen."
Derzeit werde sie wieder untersucht, das Ergebnis soll bis Ende August vorliegen.
Die von Sanierungsbefürwortern ins Spiel gebrachte Einschätzung, eine Sanierung der Eisenbahnbrücke sei bei laufenden Verkehr möglich, weist Stranzinger entschieden zurück. "Das ist physikalisch nicht durchführbar, völlig undenkbar und ein reines Wunschdenken."
Der gesamte Unterleib der Brücke müsse ersetzt werden, daher müsse man den oberen Teil abschneiden und an Land bringen. Auch Stranzinger hält von Sanierungsversuchen des Bauwerks nichts: "Das wäre reine Geldverschwendung – ein Schildbürgerstreich zur Potenz."