Aktien sind ohne Alternative
Viele Analysten und Kommentatoren sind bemerkenswert vorschnell mit der Festlegung, ob und wann der Aktienmarkt teuer ist. Vor allem der Vergleich mit dem 10- oder 20-jährigen Jahresschnitt, beispielsweise auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV), stellt dabei eine unzulässige Verkürzung dar. Geldanlage ist immer eine relative Welt, aus der man nicht einfach eine Vermögensklasse isoliert herausnehmen kann.
Anleiherenditen
Vor 20 Jahren lagen die Renditen der 10-jährigen Bundesanleihen Deutschlands bei sechs Prozent, vor zehn Jahren lagen sie bei drei Prozent – und heute liegen diese Renditen unter null. Es wäre fahrlässig, diese Tatsache nicht in die Bewertung der Aktien einfließen zu lassen. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis 2021 von ca. 20 bei einem Zins von null ist attraktiver als eines vor 15 Jahren bei einem risikolosen Zins von 3 %, eben aufgrund der heute fehlenden Alternativen. Die Dividendenrendite des globalen Aktienmarktes liegt übrigens aktuell bei knapp unter zwei Prozent; jene der an der Wiener Börse notierten Firmen bei etwa 3,3 %.
ZInswende ist unwahrscheinlich
Der weitere Weg scheint vorgezeichnet. In einer Welt nach Corona ist die Zinswende noch unmöglicher und noch unwahrscheinlicher als vorher. Viele Diskussionen um die Bekämpfung der aktuell steigenden Inflationsraten werden sich als Scheingefechte erweisen. Warum sollte gerade eine EZB eine Inflation bekämpfen, die sie sich seit zehn Jahren wünscht? Die Weltwirtschaft trägt ein hohes Wachstumspotenzial in sich, das man zwar verzögern, aber nicht aufhalten kann. Der Digitalisierungsschub hat viele Unternehmen produktiver und damit wertvoller gemacht. Wenn Geld von den Notenbanken offenbar als beliebig vermehrbares Gut gesehen wird, dann sind Investments in Realwerte wie Aktien die logische Antwort. In der langfristigen Geldanlage sind Aktien keine Frage des ob, sondern des wie viel.
Alois Wögerbauer ist Geschäftsführer der 3 Banken Generali Investmentgesellschaft