Chronik/Oberösterreich

Aufregung um Studie zu Problemsiedlungen

Mit der Hiobsbotschaft, dass "72 Prozent der jungen Österreicher in Problemsiedlungen von Wels wegziehen wollen", alarmierte Vizebürgermeister Andreas Rabl (FP) am Freitag die Öffentlichkeit. Die Behauptung untermauerte er mit einer von der Fachhochschulstudentin Michaela Koppelhuber erstellten Studie.

Laut Rabl soll die 30-Jährige zunächst mit Hilfe von sechs Experten-Interviews die sozialen Brennpunkte der Stadt ausgelotet haben. In weiterer Folge seien alle 1317 Bewohner zwischen 17 und 30 Jahren, die in diesen Problemgegenden leben, via Fragebogen zur Wohnsituation befragt worden. Ergebnis: Die Mehrheit der jungen Welser sei mit ihrer Wohn- und Lebensqualität in Wels unzufrieden. Gründe seien vor allem mangelnde Sicherheit (79 Prozent), zu viele Migranten (71 Prozent) und die zu hohe Kriminalitätsrate (64 Prozent). "Erschreckend ist, dass fast drei Viertel aller Befragten innerhalb der nächsten fünf Jahre die Stadt verlassen möchten", warnte der blaue Vizebürgermeister und forderte dringend Maßnahmen, die zur Erhöhung der Sicherheit und zur Senkung des Migrationsanteils führen. Für Verwunderung sorgte allerdings, dass Koppelhuber bei der Präsentation der Studie nicht einmal die exakte Zahl der retournierten Fragebögen nennen konnte: "Ungefähr 150", behauptete sie.

"Missverständnisse"

Am Dienstag wurde bekannt, dass lediglich 74 der 1317 jungen Welser den Fragebogen ausgefüllt hatten.

"Um die Rücklaufquote hab’ ich mich nicht gekümmert", rechtfertigt sich Rabl. Er gibt zu, dass die Studie "tatsächlich nicht repräsentativ" sei und nur ein Stimmungsbild wiedergebe. Der Vizebürgermeister muss auch eingestehen, dass nicht 72 Prozent der jungen Welser wegziehen wollen, sondern 36 Prozent. "Ein Missverständnis, das falsch interpretiert wurde", sagt der FP-Politiker. Die Studienautorin war am Dienstag für den KURIER nicht erreichbar. Seitens der FH Oberösterreich geht man zu Koppelhubers Arbeit auf Distanz. "Das ist eine externe Studie, die von uns nicht betreut wurde", betont FH-Geschäftsführer Gerald Reisinger. Die Autorin sei mehrfach auf die mangelnde Datenqualität hingewiesen worden. "Ihre Arbeit durfte bei uns auch nicht präsentiert werden."