Aufnahmestopp zwingt Flüchtlinge in Obdachlosigkeit
Wenn der Staat wie so oft in der Flüchtlingskrise überfordert ist, muss die Zivilgesellschaft einspringen: Auch in Linz lassen derzeit viele Privatpersonen Flüchtlinge bei sich übernachten, weil diese sonst obdachlos wären.
Sarah Kotopulos, Geschäftsführerin von SOS Menschenrechte, berichtet von täglich 100 Flüchtlingen, die seit einer Woche abends bei der Drehscheibe der Caritas am Hauptbahnhof auf einen Schlafplatz warten. "Momentan können wir noch alle Menschen unterbringen. Aber das ist keine Dauerlösung.Der Staat muss seine Verantwortung übernehmen."
Tatsächlich muss der Bund ein Quartier zur Verfügung stellen, sobald ein Flüchtling bei der Polizei einen Asylantrag stellt. In einem Verteilzentrum – in Oberösterreich zum Beispiel Thalham oder Bad Kreuzen – wird dann geprüft, ob der Antrag unter anderem nach der Dublin-Verordnung zulässig ist. Ist das der Fall, kommt der Asylwerber in die Grundversorgung der Bundesländer.
4000 Plätze blockiert
Die Bundesverteilzentren sind allerdings voll "Es gibt einen Aufnahmestopp, die Kapazitäten sind erschöpft", sagt Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums. Ursache dafür sei einmal mehr die Säumigkeit der Länder bei der Schaffung von Unterkünften: "4000 der 7000 Plätze in Bundesquartieren sind mit Flüchtlingen blockiert, die schon in der Grundversorgung der Länder sein müssten."
Den obdachlosen Asylwerbern in Linz hilft der Kompetenz-Streit zwischen Bund und Ländern nicht weiter – auch das Transitquartier im Postverteilzentrum wurde zuletzt geschlossen. Die Flüchtlinge verfügen über keine Meldeadresse, daher kann ihnen auch kein Bescheid zugestellt werden, in dem sie erfahren, ob sie für das Asylverfahren zugelassen werden oder nicht.
Wer den obdachlosen Asylwerbern ein Nachtquartier anbieten möchte, kommt am besten am frühen Abend zur Drehscheibe am Hauptbahnhof. Informationen zur aktuellen Situation gibt es auch auf der öffentlichen Facebook Gruppe "SolidaryTeam Linz".