Attacke auf muslimische Familien in Altstadt
Von Jürgen Pachner
Der Angriff, bei dem meine Tochter verletzt worden ist, war eindeutig fremdenfeindlich motiviert", sagt Damir Saracevic am Montag im KURIER-Gespräch. In der Kinderklinik Linz diagnostizierten Ärzte eine schmerzhafte Prellung. Ein großer Bluterguss ziert das Knie des Kindes.
Saracevic war am Samstagabend mit seiner Frau und den vier Kindern (fünf bis zwölf) am Linzer Hauptplatz Eis essen. Dort trafen sie ein befreundetes Paar, das mit drei Kleinkindern (das jüngste ist zwei) unterwegs war. "Als wir nach Hause gehen wollten, haben uns plötzlich zwei junge Männer grob beschimpft", erzählt der gebürtige Bosnier. Er vermutet, dass die Kopftücher der Frauen den Zorn der rund 25 Jahre alten Linzer erregte. Man habe erfolglos versucht das zu ignorieren, die beiden seien ihnen nachgegangen und hätten sie weiter beleidigt. "Nachdem mich einer von ihnen auch noch aggressiv angerempelt hat, habe ich mich negativ über Nazis geäußert." Der zweite Mann soll daraufhin eine volle 0,5-Liter-Bierdose in die Gruppe der vier kleinen Kinder und vier Erwachsenen geschleudert haben. "Die Dose hat meine Tochter voll am Knie erwischt. Sie ist vor Schmerzen am Boden gelegen." Die Folge war ein allgemeiner Tumult, den der andere Linzer benützte, um zu fliehen.
"Uns sind zehn Passanten zu Hilfe gekommen, wir haben den Werfer fünf Minuten lang festgehalten, bis die Polizei gekommen ist", sagt Saracevic. Er sei dann mit der Tochter zur Untersuchung ins Spital: "Glücklicherweise war nichts gebrochen."
Die anderen Kinder reagierten auf den Vorfall schwer verstört und hätten geweint. "Sie hatten Angst, und mein Sohn hat gesagt, dass er nie mehr in die Innenstadt gehen will." Saracevic, der als Balkan-Koordinator der Volkshilfe für sein interkulturelles Engagement u. a. einen Preis des europäischen Parlaments bekommen hat, befürchtet, dass derartige Vorfälle zunehmen könnten. "Es tut schon weh, wenn man nur wegen seiner Religion oder Herkunft von Fremden attackiert wird."