Chronik/Oberösterreich

Altmünster Bürger beschützen Armenierin vor Abschiebung

Vergine E. gilt in Altmünster, OÖ, als ein Musterbeispiel für gelungene Integration. Seit drei Jahren lebt die armenische Christin in der Traunseegemeinde, wo sie sich auch rege am Gemeindeleben beteiligt. "Sie hat etliche Freundinnen hier, arbeitet ehrenamtlich im Kindergarten und besucht regelmäßig den Gottesdienst", sagt Pfarrer Franz Benezeder. Seine Einschätzung: "Mehr Integration ist eigentlich kaum möglich."

Bürgermeisterin Elisabeth Feichtinger (SPÖ) sieht das ähnlich: "Frau E. spricht inzwischen sehr gut Deutsch und wollte als Nächstes sogar einen Sprachkurs für Matura-Niveau absolvieren."

Dass es dazu möglicherweise nicht kommt, hat mit einem negativen Asylbescheid zu tun, den das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl in Linz ausgestellt hat und der nun rechtskräftig ist. Demnach muss die 51-Jährige bis Freitagabend das Land verlassen. Für die ausgebildete Gymnasiallehrerin bricht mit der Ausweisung eine Welt zusammen. Sie fürchtet sich vor der Rückkehr in ihre alte Heimat. "Frau E. ist aus Armenien geflohen, weil sie politisch verfolgt und gefoltert wurde", erklärt ihr Rechtsbeistand Erich Hametner. Am Dienstagabend soll sie deshalb einen Nervenzusammenbruch erlitten haben.

"Wir müssen für Vergine etwas tun", sagten sich ihre Freunde und Aktivisten der Plattform "Menschen für Altmünster" und fassten den Entschluss, die Armenierin vor dem Zugriff der Behörden bestmöglich zu schützen. Pfarrer Benezeder bot der Frau "Kirchenasyl" und meldete auch ihren Wohnsitz im Pfarrzentrum an.

20 Bürger schlugen dort ein Matratzenlager auf und hielten gemeinsam mit E. Nachtwache. "Wir beschützen sie jetzt 24 Stunden am Tag", erklärt Natalie Mesensky von der Plattform.

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Die Empörung über die geplante Abschiebung der Frau scheint in Altmünster deshalb so groß, weil viele der Ansicht sind, dass die Behörden bei der negativen Entscheidung wichtige Aspekte, die für E. sprechen würden, ignoriert hätten.

Beispielsweise soll nicht gewürdigt worden sein, dass sie im Fall eines Bleiberechts sofort einen Vollzeitjob im Caritas-Kindergarten antreten könnte. "Es liegt bereits ein Arbeits-Vorvertrag vor", sagt Mesensky. Auch, dass E. Familienangehörige in Österreich hat (im Mai kommt hier ihr zweites Enkelkind zur Welt).

Rechtsbeistand Hametner wirft den heimischen Behörden außerdem vor, illegal Daten aus dem Akt der 51-Jährigen nach Armenien übermittelt zu haben, wodurch dort der Tochter von E. der Pass abgenommen worden sein soll. "Ich hab’ die verantwortliche Beamtin bereits wegen Amtsmissbrauchs angezeigt."

Landesrat Rudi Anschober (Grüne) appelliert an das Bundesasylamt, die Abschiebung noch einmal auf Basis der Einwendungen zu prüfen und die Integrationsleistung von E. ausreichend zu bewerten. Auch Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) schaltete sich auf Bitte des Pfarrers ein, auch wenn er klar stellt: "In die inhaltliche Entscheidung kann und darf ich mich nicht einmischen."