Absteiger drohen leere Ränge
Von Daniel Voglhuber
Für viele Fans aus der Kurve ist Präsident Peter Michael Reichel seit Jahren ein rotes Tuch. Auf Transparenten und Fahnen wurde er schon mit Schurken aus der Welt der Zeichentrickfilme wie dem bösen Zauberer Gargamel (bekannt aus den Schlümpfen) oder dem gierigen Atom-Magnaten Mr. Burns (Simpsons) verglichen. Nicht nur einmal wurde Reichel mit lauten Sprechchören zum Rücktritt aufgefordert.
Doch der Präsident zeigt sich von den Protesten – zumindest nach außen hin – unbeeindruckt. „Er hat in einem Interview jene, die gegen ihn sind, als Randgruppe bezeichnet“, erklärt Martin Sigl von der Plattform seit 1908.at, die von Fanklubs ins Leben gerufen wurde und vergangenes Jahr 2300 Unterschriften gegen Reichel gesammelt hat.
Die Stimmung unter den Fans sei nach der Lizenzverweigerung, die für ihn nicht unerwartet kam, gedrückt.
Leere Plätze
Nun drohen dem LASK in der Regionalliga – auf welchem Heimplatz er dann auch spielt – leere Ränge und keine Stimmung.
Denn immer mehr Anhänger würden nun darüber nachdenken, keine Heimspiele zu besuchen und den Klub nur noch auswärts zu unterstützen. „Einige ziehen einen Boykott schon seit zwei Jahren konsequent durch“, sagt Sigl. Diese Anhänger wollen so dem wenig geliebten Präsidenten kein Geld zukommen lassen.
Sigl selbst sieht die Aktion zwiespältig. „Es gibt die Firma und den Verein LASK.“ Und der Klub habe sich – anders als die dem Präsidenten gehörende Firma – die Unterstützung verdient. „Ich kann den Boykott aber durchaus verstehen, so tragisch er auch ist.“
Kurven-Urgestein Wolfgang Fröschl, der lange als Fanbeauftragter tätig war und im LASK-Vorstand saß, kann einem derartigen Protest nichts abgewinnen. „Wir haben uns alle als Zwölfjährige am Platz kennengelernt und sind jetzt um die 40. Es geht um die Gaudi. Und die lasse ich mir von einem Typen wie dem Herrn Reichel nicht nehmen.“
Schock
Als er von der gescheiterten Lizenz-Vergabe erfahren hat, habe er sich sogar im ersten Moment darüber gefreut. „Es bestand die Hoffnung, dass Reichel aufhört. Am ersten Tag danach war es auch ruhig. Dann kam allerdings der Schock, als er in den Medien zu einem Rundumschlag ausholte.“
Fröschl kritisiert auch die fehlende Kommunikation mit dem Anhang über die Jahre hinweg. „Herr Reichel hat nie versucht, das Potenzial zu heben. Für ihn sind alle, die in der Kurve stehen, arbeitslose Alkoholiker.“
Kein Verständnis hat der Tifoso für höchst zweifelhafte Aktionen wie dem Platzsturm vor drei Wochen beim Spiel gegen Grödig. Damals wollten rund 100 sogenannter junge Risikofans auf die VIP-Tribüne zum Präsidenten vordringen, drei wurden festgenommen. „Das war absolut letztklassig. Wenn zwei Personen nach dem Spiel ein Anti-Reichel-Transparent auf die Mittelauflage gelegt hätten, das wäre stark gewesen.“
Taube Ohren
Jürgen Woisetschläger vom ältesten existierenden Fanklub Kommando Kremstal glaubt nicht an einen Erfolg von Protestaktionen. „Man stößt ohnehin auf taube Ohren. Ich finde, man soll die Kräfte bündeln, Reichel ignorieren und den LASK unterstützen.“ Eine Frage brennt ihm besonders unter den Nägeln: „Wo sind denn nun die Leute aus Wirtschaft und Politik, die stets angekündigt haben, dem Klub zu helfen?“
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