Chronik/Oberösterreich

Abservierte Landesrätin wird Chefin des Wirtschaftsbundes

Es war ein staatsmännischer Auftritt, den Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl am Freitag eine halbe Stunde vor Beginn der konstituierenden Sitzung des oö. Landtags darbot. Nur wenige Meter vom Landhaus entfernt, präsentierte er im Mozarthaus der Wirtschaft die von der eigenen Partei (ÖVP) als Landesrätin ausgebootete Doris Hummer überraschend als seine Nachfolgerin an der Spitze des oö. Wirtschaftsbundes (WB). Auf die Weise soll die europaweite Blamage, dass in Oberösterreich künftig keine Frau mehr in der Landesregierung sitzt, etwas abgemildert werden.

"Wir wollen aktiv handeln, um dem Land einen Dienst zu erweisen. Daher räume ich meinen Posten als WB-Landesobmann zu ihren Gunsten", erklärte Leitl. Offiziell soll der Wechsel bei der nächsten ordentlichen Generalversammlung am 15. April 2016 über die Bühne gehen. Die Entscheidung dazu fiel am Donnerstagabend im WB-Landespräsidium offenbar einstimmig und unter herzlicher Beifallsbekundung. In der 70-jährigen Geschichte des Wirtschaftsbundes bekleidet damit erstmals eine Frau den Führungsposten.

Keinerlei Bitterkeit

"Ich kann das schönste Ehrenamt der Welt übernehmen, das mache ich mit leichtem und frohem Herzen", kommentierte Hummer die geplante Bestellung. Als Unternehmerin und Ex-Landesvorsitzende der Jungen Wirtschaft kehre sie nun zu ihren Wurzeln zurück. Von einem Trostpreis könne keine Rede sein. Genugtuung verspüre sie nach ihrer Abstimmungsniederlage im ÖVP-Vorstand nun jedoch nicht. "So ist die Welt. Ich gehe mit keinerlei Bitterkeit als Landesrätin."

Leitl kündigte weiters an, dass die 42-Jährige in den kommenden Jahren auch den langjährigen oö. Wirtschaftskammer-Präsidenten Rudolf Trauner in dessen Funktion beerben wird. Trauners Periode läuft zwar noch bis 2020, doch er wird sich vorzeitig zurückziehen. "Wann genau, das entscheidet er selbst", betonte Leitl. "Sie ist die richtige Frau am richtigen Platz", streut Trauner seiner designierten Nachfolgerin Rosen. Hummer sei gut und kompetent und habe das Herz am rechten Platz.

"Wir haben uns Donnerstagabend zusammengesetzt und gesagt, wir müssen ein Zeichen setzen – ein positives Signal, dass eine Frau nicht auf der Strecke bleibt", sagte Leitl. Es sei sicherlich ein Fehler gewesen, die einzige ÖVP-Landesrätin zur Abstimmung zu bringen. "Wir müssen die Ehre des Landes ein bisschen wiederherstellen." Denn Oberösterreich habe sich das aktuelle Image nicht verdient. "Es ist ein Signal, dass wir nicht in der Champions League der Männerbünde landen wollen."

Mit der immer wieder behaupteten langjährigen Rivalität zwischen ihm und Landeshauptmann Josef Pühringer habe das nichts zu tun. "Das ist eine Legende, die zur Wahrheit in Kontrast steht."

Hummers künftigen Karriereweg wertet Leitl als Fortschritt gegenüber einem Posten in der Landesregierung.