Bezirksstadt bald ohne Ballsaal
Von Jürgen Zahrl
In der nächsten Ballsaison werden im Hamerlingsaal in Zwettl keine Walzerklänge mehr erklingen, was einem Dilemma gleichkommt. Weil schon alle Zwettler Maturantenklassen beim Ausrichten ihres populären Abschlussballs nach Schrems, Bezirk Gmünd, ausweichen, will Gastronom Christian Schierhuber seinen Saal – den einzigen in der Bezirksstadt für mehr als 500 Gäste – spätestens im Herbst zusperren.
Damit setzt der Saalbetreiber eine neue Debatte in Gang. Die Grünen kritisieren ÖVP-Bürgermeister Herbert Prinz, er habe in Zwettl seit Jahren verabsäumt, eine Gesamtlösung für Veranstaltungen zu suchen. Der Stadtchef kontert und spricht von mehreren neuen Akzenten.
Einen der Beweggründe, warum die Maturanten nach Schrems wechseln, spricht Wolfgang Steinbauer, Direktor des Gymnasiums Zwettl an. Der Hamerlingsaal sei nicht mehr zeitgemäß. „Der Tanzboden ist fast 40 Jahre alt und müsste getauscht werden.“ Auch andere Veranstalter sehen das ähnlich.
Forderung
„Die Möglichkeit, in der Bezirksstadt einen Ball zu veranstalten, muss aber gegeben sein“, fordert die Grün-Gemeinderätin Silvia Moser. Ihrer Ansicht nach räche sich jetzt der fehlende Weitblick der ÖVP. „Es gibt in Zwettl nur Einzellösungen wie etwa einen Probenraum für den Musikverein oder einen Veranstaltungssaal für den Kulturverein Syrnau“, erklärt Moser. Aus heutiger Sicht sei es besser, anstelle des teuren Umbaus der Sporthalle in eine Multifunktionshalle, die Modernisierung des Hamerlingsaals zu überlegen.
Davon hält ÖVP-Bürgermeister Herbert Prinz wenig. „Wir haben schon mal das Angebot bekommen, den Hamerlingsaal zu kaufen. Aber was ist, wenn der Besitzer sein Gasthaus zusperrt. Es kann nicht die Aufgabe einer Stadt sein, auch noch die Gastronomie zu übernehmen“, sagt Prinz. Wie schwer es sei, einen Pächter zu finden, wisse er etwa vom Hallenbad.
Prinz lässt prüfen, ob es Möglichkeiten gibt, freie Kapazitäten in der Sporthalle für mehrere Bälle zu nutzen. Für weitere Events sei das Raumangebot ausreichend.