Chronik/Niederösterreich

Feuerwehr droht den ÖBB mit Klage

Für die Pendler hat die Zugkollision mit einem Sattelschlepper vergangene Woche in Leobendorf, Bezirk Korneuburg, glimpflich geendet. Doch nun sorgt die örtliche Feuerwehr für Kritik. Laut Kommandant Anton Minnich hätte das Krisenmanagement der ÖBB nicht funktioniert. Schon vor dem Eintreffen sei die Bahn aufgefordert worden, den Strom abzuschalten und die Unfallstelle laut Einsatzplänen abzusichern. Stattdessen habe man über eine Stunde lang auf die vorgeschriebene Erdung und den Einsatzleiter vor Ort gewartet, klagt Minnich:"Das Leben der Einsatzkräfte war gefährdet."

Bei den ÖBB ist man sich dessen bewusst, "allerdings können wir nicht überall gleich vor Ort sein", sagt Pressesprecher Christopher Seif. Zudem habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Einsatzkräfte bestanden.

Minnich hält dem entgegen, dass sich ein Feuerwehrmann bei der Bergung des Unfallwracks, vier Stunden später, einen Stromschlag geholt hat. Seiner Ansicht nach war die Beleuchtung Schuld daran. Seif kontert: "Auf der gesamten Anlage war kein Strom, möglicherweise war noch eine restliche Induktionsspannung vorhanden."

Bis heute Nachmittag wird der Vorfall nun Feuerwehr-intern analysiert. Danach soll ein Gespräch mit dem Bahnbetreiber folgen. Gibt es jedoch keine lückenlose Aufklärung aller Beteiligten, droht die Feuerwehr den ÖBB mit einer Klage. "Hier geht es um Menschenleben, dass kann man nicht so einfach ignorieren", bekräftigt der Kommandant.

Mehr Personal

In die gleiche Kerbe schlägt nun auch Roman Hebenstreit, von der Gewerkschaft Vida: "Dieser Vorfall ist leider ein Lehrbeispiel für den eklatanten Personalmangel." Zwar ist der Einsatz vom ausreichenden Aufsichtsorganen gesetzlich geregelt. Wie viele Personen diese Aufgabe allerdings gewährleisten können, obliegt wiederum den Unternehmen selbst. Die Gewerkschaft fordert deshalb eine präzisere Definition des Eisenbahngesetzes. In der Eisenbahnverordnung ist wiederum geregelt, dass der Betreiber bei Unfällen oder Bränden unverzüglich Hilfe leisten muss. "Wenn der Einsatzleiter eine Stunde später mit dem Taxi kommt, ist das sicher nicht mehr unverzüglich", kritisiert der Gewerkschafter.

Lkw stieß mit Zug zusammen: