Zu Gast bei: Rustikal, regional und lecker in Gmünd
Von Jürgen Zahrl
Rauchverbot, Allergenverordnung und Registrierkassenpflicht – dadurch fühlen sich viele Gastwirte in eine Krise getrieben. "Wir sind aber keine Raunzer. Solche Änderungen in unserer Branche sehen wir gleichzeitig als große Chance", erzählen Monika und Josef Hag aus Gmünd, "wir sind qualitätsorientiert und wollen das Image unseres Berufsstands wieder mit positiven Akzenten ausbauen."
Was die beiden sagen, ist tatsächlich Programm. Sie sind ein Ehepaar, das man sozusagen als Parade-Exemplar für Wirtsleute sehen kann: Gesellig, ideenreich, bodenständig und heimatverbunden. Vor 25 Jahren kehrten Monika und Josef Hag ins Waldviertel zurück und leben seither ihren gastronomischen Traum. "Obwohl wir beide gute Jobs in Wien hatten, wollten wir in jene Region zurück, in der wir aufgewachsen sind", erzählen sie.
Was 1992 als Bierlokal in einem Fachmarktzentrum in Gmünd begann, wurde zur mehrfach ausgezeichneten Institution. Vor neun Jahren ist das Lokal mitten auf den Stadtplatz übersiedelt. Wer das von außen unscheinbar wirkende Wirtshaus betritt, erlebt mehr als nur eine klassische, rustikal-moderne Gaststube. "Wir sind ein Restaurant mit durchgehend warmer Küche, Stammlokal, Kommunikationszentrum, Vinothek und Brauerei in einem", sagt Josef Hag.
Für ihn und seine Frau ist es eine Herzensangelegenheit, zu beweisen, dass man auch im strukturschwachen oberen Waldviertel mit Einsatzwillen, fachlichem Know-how, vielen Ideen und handwerklichem Können einen gut frequentierten Treffpunkt für Jung und Alt führen kann. "Als Wirt muss man heutzutage mental stark sein, um die teils schwierigen Lebensumstände der Gäste verstehen zu können. Oft übernehmen wir auch psychosoziale Dienste", schildert Hag. Aber egal wie stressig es sei, für eine positive Reaktion müsse immer Zeit sein – getreu dem Slogan, der auf einem Schild zu lesen ist: "Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln."
Genussregionen
Während er und seine Mitarbeiter die Gäste etwa mit seinem "Gmünder Stadtbier" oder "Hopferl Pale Ale" sowie mit – wie er gerne betont – "Waldviertler Weinen" (Kamptal, Kremstal oder Wachau) verwöhnen, zaubert seine Frau Monika die kulinarischen Gaumenfreuden. Dabei hat sie einen Hang zu Regionalem. "Was liegt im Waldviertel näher, als die bäuerlichen Produkte aus der Umgebung zu verwenden?", sagt Monika Hag.
Daher dürfen Erdäpfel, Mohn, Donauland-Rind oder Karpfen auf der Speisekarte genauso wenig fehlen wie saisonale Spezialitäten wie Wild (vom örtlichen Jäger), Gansl, Kürbis, Schwammerl oder Bärlauch. "Wir sind sogar ein starker Partner der Genussregionen Österreichs", sagt Hag. Nicht nur deswegen hat er viele Stammgäste, sondern auch wegen seiner Organisationsfreude. Sowohl für den Gaumen als auch für Augen und Ohren verfeinert er sein Angebot zusätzlich mit Events wie "Wochenteiler-Musi", "Nacht der deutschen Schlager" oder "Running DAC".
Aber wie kommt ein engagiertes Wirtsehepaar selber wieder zu Kräften? Als Energiequelle nennen sie die "Liebe und Leidenschaft zum Beruf" sowie ihre Heimat. Sie würden in einem der schönsten Orte des Waldviertels leben. "Das gibt uns die Kraft und Ausdauer, um für unsere Gäste da zu sein", sagen Monika und Josef Hag.