Wildunfälle vermeiden: Appell an Autofahrer
Angesichts der besonders hohen Rate von Wildunfällen im Herbst forderten die Experten des österreichischen Versicherungsverbandes VVO, des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) und des Landesjagdverbandes bei der Pressekonferenz am Donnerstag vorsichtigeres Fahrverhalten aller Verkehrsteilnehmer ein.
Da sowohl die Nahrungsquellen als auch der Lebensraum der Tiere im Herbst schwinden, kommt es zu vermehrten Straßenquerungen durch Wildtiere, insbesondere in der Morgen- und Abenddämmerung. „Durchschnittlich kommen in Österreich 83.466 Wildtiere pro Jahr im Straßenverkehr zu Tode. Dies bedeutet, dass sich im Durchschnitt alle sechs Minuten ein Verkehrsunfall mit einem Wildtier ereignet“, erläutert Peter Thirring, Vizepräsident des österr. Versicherungsverbandes. Es entsteht meist nicht nur erheblicher Sachschaden, jährlich werden mehr als 350 Personen in Wildunfällen teils schwer verletzt, im Durchschnitt kommen auch drei Menschen in Österreich dabei zu Tode.
Studien belegen, dass 80 Prozent der Autofahrer davon ausgehen, dass die Tiere ausschließlich von rechts kommen. „Tatsächlich quert das Wild jedoch gleichermaßen von beiden Seiten“, weiß Othmar Thann, Direktor des KFV.
Pilotprojekt
Mit Unterstützung des Landes NÖ, des KFV, der Versicherungsverbände und der Landesjagdverbände wurde an der Universität für Bodenkultur im Jahr 2008 ein Projekt entwickelt, das sich zum Ziel setzt, Wildunfälle zu reduzieren. Im Mittelpunkt dieser Studie steht die Erforschung direkter und indirekter Begleitfaktoren von Wildunfällen, um somit nach objektiven Parametern die für jeweilige Situation geeigneten Präventionsmaßnahmen zu setzen. Diese Wildschutzsysteme, die auf Bundes- und Landesstraßen aufgestellt werden, umfassen Reflektoren genauso wie akustische Warner und Duftzäune.
„Jährlich werden in Niederösterreich zirka 100.000 Euro investiert, um in den verschiedenen Jagdrevieren 50 Wildschutz-Projekte umzusetzen. So können pro Jahr zwischen 100 und 150 Kilometer neuralgische Straßenabschnitte mit Wildschutzsystemen entschärft werden“, berichtet Peter Lebersorger, Generalsekretär der österreichischen Landesjagdverbände. Es konnten damit bereits „signifikante Erfolge“ in der Prävention von Wildunfällen verzeichnet werden. Die Weiterführung dieser Maßnahme sei für die nächsten vier Jahre gesichert, aus derzeitiger Sicht werde es jedoch kein absehbares Ende dieses Projektes geben, da mit einer Zunahme des Verkehrsaufkommens zu rechnen ist.
Durch eine umsichtige Fahrweise, vor allem in mit ’Achtung Wildwechsel’ gekennzeichneten Gefahrenbereichen, können viele Wildunfälle verhindert bzw. kann deren Schwere vermindert werden. Springt ein Tier auf die Fahrbahn, soll man „Ruhe bewahren, umsichtig bremsen, abblenden und hupen“, empfiehlt Thann. Lässt sich ein Zusammenstoß nicht mehr vermeiden, ist es ratsam, stark zu bremsen und das Lenkrad gut festzuhalten. Keinesfalls sollte man ein riskantes Ausweichmanöver versuchen, das dies eine weit höhere Gefahr für die Fahrzeuginsassen als ein Wildunfall darstellt.
“Es wäre die Verpflichtung jedes Autofahrers, einen Wildunfall bei der Polizei zu melden, und nicht nur, um den Schaden im Falle einer Vollkaskoversicherung ersetzt zu bekommen“, appellierte Lebersorger an alle Verkehrsteilnehmer. Dies sei wichtig, um einerseits die Wildschutzsysteme weiter zu verbessern und andererseits das Leid eines verletzten Tieres zu beenden.