Chronik/Niederösterreich

"Wie im Bürgerkrieg": Anrainer leiden unter Schießplatz-Krach

Wenn Ursula Leonhartsberger-Schrott im Garten arbeitet, dann macht sie dies nicht ohne einen besonderen Begleiter. „Beim Unkrautzupfen trage ich immer Gehörschutz, der Lärm ist sonst kaum auszuhalten. Man hat das Gefühl, dass einem die Schädeldecke platzt“, erzählt sie. Grund für den Krach ist der nahe gelegene Schießplatz des Bundesheeres in St. Pölten. Benutzt wird die Anlage im Süden der Stadt aber nicht nur von Soldaten, sondern auch von der Polizei und privaten Vereinen.

Dabei ist die Frage, wer zuerst da war, einfach zu beantworten. Der Schießplatz existiert schon seit mehr als 100 Jahren, im Laufe der Zeit sind im Umfeld auch Siedlungen entstanden.

Mehr Übungen

Doch auf diese Diskussion wollen sich viele Anrainer gar nicht einlassen, es geht ihnen um etwas anderes. „Seit Herbst 2017 war der Schießplatz nahezu täglich in Betrieb. Durch die Schließung von anderen Anlagen hat die Intensität an diesem Standort extrem zugenommen. Teilweise liegt die Lärmbelastung in den Gärten bei bis zu 80 Dezibel“, berichtet die St. Pöltnerin.

So hat die Exekutive hier zum Beispiel auch das neuen Sturmgewehr des Typs Steyr StG 77 A3 eingeschossen, mit dem künftig jeder Streifenwagen ausgestattet werden soll. „Oft fühlt man sich wie im Bürgerkrieg“, erzählt Leonhartsberger-Schrott. Sie und andere Mitstreiter wollen sich mit dieser Situation nicht abfinden und haben eine Petition gestartet. Mittlerweile wurden im Internet und auf Papier schon mehr als 550 Unterschriften gesammelt.

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Schallschutztunnels

Die Initiative hat mittlerweile Wirkung gezeigt. So wurde seitens des Bundesheeres den privaten Vereinen der Betrieb an Sonn- und Feiertagen verboten. „Damit können wir zumindest an diesen Tagen durchatmen“, sagen Anrainer.

Heer verspricht weitere Verbesserungen

Dass es auch den Wunsch nach besseren Lärmschutzmaßnahmen gibt, weiß man im Verteidigungsministerium. „Es wurden schon Verbesserungen durchgeführt und es werden noch welche kommen“, betont Sprecher Michael Bauer. Dass das Heer die Anlage seit 2017 verstärkt in Beschlag nehmen würde, kann sich Bauer allerdings nicht so recht vorstellen. „Aufgrund der schwierigen finanziellen Situation gibt es bekanntlich weniger Ausbildungstage und auch Munition.“

Kostenfrage

Die Initiatoren der Initiative Lärmschutz für den Schießplatz Völtendorf“ hoffen nun, dass die Anlage künftig mit Schallschutztunnels oder zusätzlichen Wänden ausgestattet wird. „Wenn das Heer, das Innenministerium, das Land und die Stadt eine gemeinsame Lösung finden könnten, dann wäre vielleicht auch eine Kostenteilung möglich. Dadurch wäre der Kostenfaktor für die Verantwortlichen relativiert“, sagt Leonhartsberger-Schrott.