Chronik/Niederösterreich

„Wenn das Klo sauber ist, zahle ich gern 50 Cent“

Bei diesen Spritpreisen können die sich ihre Drehkreuze sonstwo hinstecken.“ Der Wiener Mittvierziger mit den grau melierten Haaren verliert die Fassung, als sich bei seinem Gang zur Toilette plötzlich eine Barriere auftut. Noch nie musste er für das stille Örtchen bei der BP-Tankstelle in Völlerndorf, NÖ, ins Börsel greifen. Seit Montag aber ist alles anders.

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Wer auf den Autobahntankstellen das WC benützen will, muss 50 Cent bezahlen. Zwölf wurden bereits umgerüstet, in den kommenden Wochen folgen die weiteren. Für das Geld bekommt man wiederum einen Gutschein, den man fürs Tanken oder aber auch im Shop einlösen kann. Hintergrund für diese Umstellung sind die vielen Reisenden, die die Autobahntankstelle ausschließlich zur Toilettenbenutzung aufsuchen und hohe Reinigungskosten verursachen.

"Kundenfreundlich"

„Unser System ist aber im Vergleich zu einigen Nachbarländern sehr kundenfreundlich“, sagt Christoph Capek, Geschäftsführer des Fachverbands für Mineralölindustrie. So zahlt man zum Beispiel an vielen deutschen Tankstellen 70 Cent, bekommt aber nur einen 50-Cent-Gutschein. Ein weiterer Unterschied: Der Bon, den man in heimischen Gefilden bekommt, kann auch zu einem späteren Zeitpunkt und an allen österreichischen Autobahntankstellen eingelöst werden. Für Kinder unter zehn Jahren und Menschen mit Behinderung bleibt der Zutritt kostenfrei.

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Beim KURIER-Lokalaugenschein in Völlerndorf nimmt man die kleine finanzielle Hürde auf dem Weg zur Toilette größtenteils gelassen in Kauf. „Aus Deutschland bin ich das ja gewohnt“, sagt Attila Vigh aus München. Auch für Barbara Bössner ist das neue System kein Problem. „Wenn das Klo sauber ist, dann zahle ich gern dafür.“ Ein weiterer Kunde, ein Wiener, der mit einem Hippie-Bus unterwegs ist, macht sich allerdings nun Sorgen um die Klofrauen. „Ich glaube, dass die künftiger weniger verdienen werden.“