Welle der Solidarität für suspendierten Lehrer
Von Peter Gruber
Mehr als 620 Unterstützer hatten sich bei Facebook zur Demonstration für den suspendierten Mathematik-Lehrer angekündigt. Dieser soll an der Badener Frauengasse Matura-Klausuren zu milde benotet haben und wurde dafür am Freitag vergangener Woche suspendiert. Die meisten davon sind Dienstagabend auch tatsächlich gekommen: Mehr als 500 Menschen füllten den Hauptplatz in Baden. Wohlgemerkt zur Unterstützung für einen Mathe-Professor.
"Wir wollen einfach, dass diese ungerechte Suspendierung rückgängig gemacht wird", meint etwa der 17-jährige Daniel Biro. Gemeinsam mit einigen Eltern haben er und seine Kollegen der 7A die Demo für ihren Klassenvorstand organisiert.
Wie der KURIER berichtete, hatte ein anonymes Schreiben an den Landesschulrat den Fall ins Rollen gebracht. Insgesamt wurden danach 23 Matura-Klausuren noch einmal überprüft – in zwölf Fällen wurde die Note herabgestuft, in einem bedeutete das ein nachträgliches Nicht genügend. Auf Weisung des Bildungsministeriums wurde der Lehrer, der seit fast 30 Jahren an der Frauengasse lehrt, schließlich suspendiert.
"Es ist wichtig, sich zu engagieren, wenn etwas nicht gerecht läuft", erklärt die 17-jährige Nadine Merz die Welle der Solidarität. Linda Kellermayer ergänzt: "Der Professor hat mich die ersten sieben Jahre meiner Schulzeit begleitet. Er hat eine unheimlich menschliche Art." Den Einwand, es sei ja kein Wunder, dass sich ein Lehrer großer Beliebtheit erfreut, der Schüler durch die Matura trägt, lassen die Schüler nicht gelten. "Geschenkt hat er uns nie etwas", meinen sie unisono.
Entscheidung am 1. Juli
Unterstützt werden die Schüler von ihren Eltern. "Er engagiert sich für jeden einzelnen Schüler, für die Klasse und für die ganze Schule. Er hat oft seine Freizeit geopfert", streut Harald Kraus dem Mathematik-Lehrer Rosen, der 2008 bei der Wahl einer Info-Illustrierten zu einem der besten Lehrer Österreichs gewählt wurde.
Niederösterreichs Landesschulratspräsident Hermann Helm erklärte im Vorfeld der Demonstration, dass er Weisungen des Ministeriums nicht zu kommentieren hätte, aber: "Ich hätte ihn selbst nicht suspendiert, weil ich keine Gefahr in Verzug sehe." Die unabhängige Disziplinarkommission muss jetzt am 1. Juli entscheiden, ob die vorläufige Freistellung aufrecht bleibt. Inhaltlich wird sie sich erst im Anschluss mit dem Fall beschäftigen.
Offen ist derzeit auch, was mit jenem Maturanten passiert, der auf Nicht genügend herabgestuft worden ist. Da es für ihn keine Möglichkeit der vorgesehenen Kompensationsprüfung mehr gab, muss jetzt der Landesschulrat über das weitere Vorgehen entscheiden. Am wahrscheinlichsten scheint derzeit eine kommissionelle Prüfung.