Viele Verletzte: Neue Einsatzstrategie beim Roten Kreuz
Von Katharina Zach
Viele Verletzte, eine zu Beginn unübersichtliche Lage - ein Großeinsatz stellt Einsatzorganisationen immer vor besondere Herausforderungen. So sind zum Beispiel viele Retter vor Ort, die koordiniert werden müssen. Um die Versorgung der Verletzten - ab fünf Betroffenen ist übrigens von einem Großeinsatz die Rede - weiter zu optimieren, hat das Rote Kreuz Niederösterreich seine sogenannte Alarmierungs- und Ausrückordnung überarbeitet.
Künftig werden nicht alle Teams gleich zum Notfallort geschickt, sondern erst einmal eine Soforteinsatzgruppe. Die restlichen Retter werden auf einem nahen Sammelplatz, dem sogenannten "Bereitstellungsraum" auf ihren Einsatz warten. Damit soll die "Chaos-Phase" nach dem Eintreffen der Rettungskräfte verkürzt und der Einsatzort entlastet werden. Sprich: weniger Retter, die zu den Notfallorten gleichzeitig zufahren.
"Bei einem Großeinsatz sind viele Organisationen mit zahlreichen Rettungsmitteln vor Ort, um zu helfen", sagt Josef Schmoll, Präsident des Roten Kreuz Niederösterreich. "Umso wichtiger ist es, die eigene Mannschaft optimal zu koordinieren und einzuteilen."
Ähnliche Konzepte bei der Polizei
Abgeschaut hat sich das Rote Kreuz diese Strategie vom Umgang mit sogenannten "Sonderlagen". Das sind Einsätze, die besonders herausfordernd sind, wie etwa bei Gewaltverbrechen. Auch die Polizei habe ähnliche Konzepte bei größeren Einsätzen, berichtet Jürgen Müller, Fachbereichsleiter für Großeinsatzmanagement und Katastrophenhilfe.
Die neue Soforteinsatzgruppe besteht aus drei Rettungsmitteln, zwei Notarztmitteln sowie dem Bezirkseinsatzleiter. Bei ihnen wird es sich um die nächstgelegenen Rettungskräfte handeln. Parallel zur Alarmierung eruieren die Disponenten in der Leitstelle einen nahe des Notfallortes gelegenen Bereitstellungsraum, etwa einen Parkplatz. Dorthin werden dann die restlichen Rettungsmittel geschickt, um auf ihre weitere Verwendung zu warten.
Die Soforteinsatzgruppe sei kompakt, könne schnell agieren und sich einen ersten Überblick verschaffen sowie erste Rettungsmaßnahmen setzen, erklärt Müller. "Nach und nach werden dann Rettungsmittel nachalarmiert." Damit könne man laut Rotem Kreuz noch zielgerichteter bei der Versorgung und beim Abtransport der Betroffenen und Verletzten vorgehen. Weniger Retter sollen aber nicht zum Einsatz kommen. Bisher wurden bereits 1.700 Personen auf die neuen Regeln geschult.
"Je nach Zahl der Betroffenen befinden sich eine entsprechende Menge an Rettungsmitteln und Kriseninterventionsteams im Bereitstellungsraum", ergänzt Landesrettungskommandant Wolfgang Frühwirt. Im Fokus stehe natürlich die optimale Versorgung der Betroffenen.