Tulln: Geld für tausende Aufenthaltskarten abgezweigt
Zu Beginn gingen die Ermittler noch von einem Schaden in der Höhe von mehreren zehntausend Euro aus, doch der Fall um einen ehemaligen Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft Tulln, der Gebühren für Aufenthaltskarten für Ausländer teilweise in die eigene Tasche gesteckt haben soll, dürfte eine weitaus größere Dimension haben: Laut Staatsanwaltschaft St. Pölten soll der Mann von 2012 bis 2017 in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Insgesamt gehe es um 1043 Fälle und 152.000 Euro Schaden.
Dem Beschuldigten wird das Vergehen der Veruntreuung, der Urkundenfälschung und Urkundenunterdrückung, jeweils unter Ausnützung einer Amtsstellung vorgeworfen, die Strafdrohung beträgt bis zu viereinhalb Jahre Freiheitsstrafe.
Akten vernichtet
"Er war eigentlich ein ganz verlässlicher Mitarbeiter, aber man kann in einen Menschen nicht hineinschauen. Er dürfte Lücken im System ausgenutzt haben", erzählt Bezirkshauptmann Andreas Riemer. Man habe deshalb die internen Abläufe nochmals genau unter die Lupe genommen und auch gemeinsam mit dem Land NÖ Verbesserungen vorgenommen, schildert Riemer.
Über Jahre hinweg soll der Mann die Gebühren in der Höhe zwischen 15 und 170 Euro nicht in die Barkasse gelegt, sondern einfach eingesteckt haben. Zur Verschleierung der Tat stellte er 980 falsche Einzahlungsbestätigungen aus und vernichtete Dutzende Akten.
Betont wird, dass die Karten, die zur Dokumentation des Aufenthaltsrechts dienen, allesamt gültig gewesen sind und so die Antragssteller keinen Schaden erlitten haben.
In den kommenden Tagen muss sich der ehemalige Beamte vor Gericht verantworten.