Tränen und Frust bei den Flüchtlingshelfern
Der große Esstisch in der Küche ist weihnachtlich geschmückt. Es gibt Kekse und Tee. Gemütlich schaut es aus. Doch Uschi Schmidl und ihre Freundin Hemma Niedl sind den Tränen nahe. Die beiden Tullnerinnen engagieren sich in der Flüchtlingshilfe "Tulln hilft". Während der letzten Monate haben sie viele Flüchtlinge kennengelernt. Einer ist Uschi Schmidl und ihrem Mann ganz besonders ans Herz gewachsen. "Eddy hat sich toll integriert, besucht den Deutschkurs, den wir ihm bezahlen. Wir würden ihn weiterhin finanziell unterstützen. Er ist uns ans Herz gewachsen wie ein eigenes Kind", sagt Uschi Schmidl.
Schicksale
Eddy stammt aus Nigeria. Seine Eltern sind gestorben. Im März ist er nach Österreich gekommen. Nach einem Monat in Traiskirchen, verbrachte er zwei Monate in einem Flüchtlingslager in Ungarn bevor er in dem Wohncontainer-Standort St. Severin in Tulln untergebracht wurde. Seither kümmern sich die Schmidls um den 27-Jährigen. Doch nun soll Eddy abgeschoben werden. "Er wurde, bevor er nach Österreich gekommen ist, in Kroatien registriert und muss nach Dublin-Verordnung dorthin zurück", sagt Schmidl. Für die Flüchtlingshelfer unverständlich: "Wir tun alles, damit sich die Leute integrieren, bauen zu ihnen eine emotionale Bindung auf, investieren viel Zeit und Kraft, damit sie sich gut einleben. Und dann werden sie wieder abgeschoben. Das ist nicht nur traurig, sondern auch frustrierend, weil wir Freiwillige ja viel Arbeit investieren."
Wie Eddy Sunday ging es auch Farzad Mohammadi. Der 18-Jährige wurde am Freitag nach Kroatien abgeschoben. Hemma Niedl hat sich um den jungen Mann gekümmert. Ein Jahr lang hatte der junge Afghane am Standort St. Stephan in Tulln gelebt.
Online-Petition
"Er war hier bestens integriert, ging in Tulln zur Schule, war im Chor in Langenlebarn und in unserer Laufgruppe dabei", erzählt Niedl. Sie verstehe nicht, warum gut integrierte Menschen abgeschoben werden. "Er hätte eine Ausbildung gemacht und später auch brav seine Steuern gezahlt", meint sie. Daher habe sie eine Online-Petition gegründet. Knapp 900 Personen haben binnen zwei Tagen bereits unterschrieben.
Tullns Bürgermeister Peter Eisenschenk ist hin- und hergerissen: "Es gibt Gesetze und daran muss man sich halten, aber menschlich passieren hier Tragödien mit Tränen auf beiden Seiten."