Tagesstätte schließt: "Wie wenn man eine Familie auseinander reißt"
Von Katharina Zach
Ich kann nicht glauben, dass die uns alte Menschen hin und her schieben wie Schachfiguren." Ärger und Verzweiflung sind Edeltraut Filgitzhofer ins Gesicht geschrieben. "Das ist, wie wenn man eine Familie auseinander reißt."
Am Montag hieß es in der Tagesstätte für Senioren in St. Gabriel in Maria Enzersdorf, Bezirk Mödling, Abschied nehmen von lieb gewordenen Bekannten und Betreuern. Wie berichtet, muss die Einrichtung des NÖ Hilfswerks mit 31. März aus budgetären Gründen schließen – sie schrieb in den vergangenen Jahren 220.000 Euro Verluste. Das Bemühen von Angehörigen, über einen Förderverein Geld für die Weiterführung aufzutreiben oder die Einrichtung zu übernehmen, blieb erfolglos.
Zwar wäre der Betrieb für 2014 gesichert gewesen, eine nachhaltige Finanzierung konnte laut Hilfswerk-Geschäftsführer Christoph Gleirscher aber nicht sichergestellt werden. Nun überlegen Angehörige rechtliche Schritte, da ihrer Ansicht nach die vertraglich zugesicherte Kündigungszeit unterschritten wurde.
Tränen fließen
Die 91-jährige Helene Mutsch hat sogar einen Brief an Landeshauptmann Erwin Pröll geschrieben. Noch kam keine Antwort. "Es ist wieder ein Lebensabschnitt, der zu Ende geht", sagt sie. Filgitzhofer erzählt, dass sie mit ihrer Freundin einen Platz in einer anderen Tagesstätte gefunden hat. "In St. Gabriel ist es aber schöner." Den Senioren gefällt das umfassende Programm, das die Mitarbeiter geboten hatten. Gedächtnistraining, Gymnastik oder Musizieren belebte den Alltag und hielt fit.
Vom Hilfswerk heißt es, dass bereits für 20 Senioren Alternativen in der Umgebung gefunden wurden. In Pflegeheimen in Vösendorf und Perchtoldsdorf seien noch Plätze frei. Zusätzlich biete man mobile Betreuung an. Das ändert für die Senioren wenig. "Ich wünsche dir noch ein schönes Leben", verabschiedeten sie sich.