Süße Mission
Von Georg Gesellmann
Als vor rund einem Jahr der Illmitzer Süßweinspezialist Alois Kracher zu Grabe getragen wurde, vermuteten bösartige Zeitgenossen das Ende des legendären Weinlaubenhofes. Aber: „Es geht uns blendend. Ich kann mich über Absatzschwierigkeiten nicht beschweren“, sagt Gerhard Kracher, 27-jähriger Sohn von Alois. Der Junior setzt den erfolgreichen Weg fort, schaukelt mit Mutter Michaela und Mitarbeitern den Betrieb. Dass die Zeit nach dem Tod seines Vaters schwer gewesen ist, ist klar. Doch die Arbeit im Keller (November und Dezember sind für Süßweinbauern besonders intensiv) ließ nicht viel Zeit zum Grübeln. Der Schmerz sollte im Geheimen bleiben.
In die Schweiz
Zumal schon das Jahr zuvor wahrlich nicht leicht gewesen war. Denn Gerhard Kracher wusste damals bereits, dass es um den Vater nicht gut steht. Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es blieben zwölf Monate, „in denen wir die Zeit intensiver miteinander verbracht haben als je zuvor“, erinnert sich Gerhard Kracher. Der weiß, was er an seinem Vater hat. So ließ der Senior dem Jungwinzer alle Freiheiten. Als Gerhard sein Studium an der WU abbrach, zeigte sich der Vater zwar not amused, beließ es aber dabei. Gerhard übersiedelte für einige Monate in die Schweiz zu Daniel Gantenbein, einem der weltbesten Weinbauern. Den Umgang mit Top-Winzern ist er gewöhnt. In der Apetloner Straße 37 gingen und gehen sie (Angelo Gaja war gerade da) ein und aus.
Potenziale
Gerhard Kracher weiß um die Qualität seiner Produkte. Weiß auch um das noch nicht ausgeschöpfte Potenzial des Süßweines. Und bleibt kritisch. Selbst im Seewinkel, der "prädestiniert" wäre für diese Spezies, fehle es in letzter Konsequenz am Anspruch der Kollegen. Er gesteht zwar ein, dass immer mehr Weinbauern an Prädikatsweine glauben, aber die wahren Abenteuer würden nach wie vor fehlen. "Trockenbeere ist nicht Trockenbeere, hier landet noch viel Gschloder auf dem Markt."
Erst langsam kämen die Konsumenten drauf, dass sie Süßweine nicht nur zum gezuckerten Strudl trinken sollen: "Er passt etwa sehr gut zu asiatischen Gerichten!"
Gerhard Kracher weiß, "dass das Bessere der Feind des Guten ist". Die Latte liegt hoch, er ist beim Überspringen. Die Wirtschaftskrise lässt ihn dennoch nicht kalt: "Das ungebremste Wachstum geht dem Ende zu." Aber: Krachers Wein versüßt das Leben. Auch jenen Zockern, denen das Geld vermutlich bald ausgeht. Neben mehr als 40 Ländern exportiert er auch nach Russland.