Suche nach Therapie für Ärztemangel
Von Jürgen Zahrl
Eine neue Spitalsabteilung, die wieder geschlossen wurde, längere Wartezeiten in den Ambulanzen, viele medizinische Spezialgebiete und steigender Leistungsdruck – die Lage in den nö. Landesspitälern ist zwar angespannt, aber nicht aussichtslos. Auch wenn der Mangel an qualifizierten und erfahrenen Fachärzten Lücken in der medizinschen Gesundheitsversorgung aufzeigt. Da bei den Medizinern ab 2017 eine weitere Pensionswelle droht, die gravierende Auswirkungen haben kann, fordern Personalvertreter dringend benötigte Umstrukturierungen.
Wie dünn die Personaldecke in manchen Spitälern ist, zeigt die neue Aufnahmeambulanz ("Triage-Station") im Klinikum Wiener Neustadt, die per 1. Februar wieder aufgelassen wurde. "Es war ein Fehler, erfahrene Ärzte aus anderen Abteilungen dort hinein zu setzen. Die fehlten dann in ihren bisherigen Stationen", sagt Peter Maschat, Vorsitzender des Zentralbetriebsrats. "Gerade in einer Triage-Station müssen gute Mediziner sitzen, die anhand ihrer Untersuchungen entscheiden können, ob der Patient im Klinikum behandelt werden muss oder beim Hausarzt bestens aufgehoben ist", so Maschat. Nun sollen die Patienten wieder fachspezifisch die Stationen aufsuchen.
Wartezeiten
Auch in der Aufnahmeambulanz in Krems fehlte anfangs Personal. Daher mussten Patienten stundenlang auf Behandlungen warten. In der Zwischenzeit sind die Arbeitsbedingungen deutlich besser geworden. "Bedienstete sind dazugekommen", sagt Josef Sattler, Vorsitzender der Klinik-Personalvertretung in Krems: "Wir sind allerdings noch nicht am Ziel."
Dass Patienten in Neunkirchen fast 1,5 Jahre lang auf eine Kunsthüfte warten, weil es einen Anästhesisten-Engpass geben soll, schickt Maschat "ins Reich der Märchen". Auch von Seiten der Holding kommt ein Dementi. Die Wartezeit, die im Internet abrufbar sei, soll rund 29 Wochen betragen. Auch das Ende der Geburtenstation im Klinikum Waidhofen/Ybbs, wie es einige andeuten, soll laut Holding nicht geplant sein.
Reform
Einig sind sich viele darüber, dass eine Umstrukturierung nötig wird. Der Fokus muss wieder auf der Grundversorgung der Spitalspatienten liegen. "Mir fehlt bisher ein Konzept, wohin die Holding in den nächsten zehn Jahren will", betont Christoph Reisner, Präsident der Ärztekammer NÖ und verweist auf die Pensionswelle. Ein kurzfristiger Lösungsansatz: aus zwei, drei Berufe zu machen. Während Ärzte und Pfleger wieder ihre Kernaufgaben erledigen, sollen Stationssekretäre die Verwaltung übernehmen.
Seitens der nö. Kliniken-Holding sei der Ärztemangel ein bundesweites Problem, aber in NÖ relativ: "Bei uns sind von insgesamt 3252 ärztlichen Dienstposten per Februar 2016 etwa 75 nicht besetzt, also nur 2,3 Prozent", rechnet die Sprecherin vor: "Um für die Zukunft gerüstet zu sein, wird mit der Ausbildung von Studenten im Klinisch-Praktischen Jahr etc. schon viel getan. Denn hier gibt es durch zu wenige Ausbildungsplätze an den Universitäten tatsächlich Nachwuchsprobleme."