Startschuss fürs "Jahrhundertprojekt"
Von Peter Gruber
Doris Bures schien die Argumente für den Bahnausbau untermauern zu wollen: Mit Verspätung kam die Nationalratspräsidentin nach Gloggnitz zum offiziellen Start für den Semmering-Basistunnel auf niederösterreichischer Seite. "Nach einer abenteuerlichen Autofahrt", lachte sie. Bures hat den Tunnelbau als Ministerin forciert. Jetzt ist sie Teilstück-Patin.
Sieben der insgesamt 27,3 Tunnelkilometer sollen von Gloggnitz Richtung Mürzzuschlag in den Berg gegraben und gesprengt werden. 30 Minuten Zeitersparnis zwischen Wien und Graz soll das 3,3-Milliarden-Euro-Projekt bringen. Wenige Hundert Meter haben sich die Bagger schon vor der Feierstunde vorgearbeitet. Am Montag standen sie still. Statt oranger Sicherheitskleidung dominierten dunkle Anzüge. Hunderte Neugierige kamen zum Festakt.
Verfahren
"Ein entscheidendes Projekt für die Bahn und den Wirtschaftsstandort Österreich", nannte ÖBB-Vorstandsvorsitzender Christian Kern den Semmering-Tunnel zu Baubeginn. Und mit Blick auf die Auseinandersetzungen um das Projekt, inklusive Baustopp im Frühjahr 2014: "Wir hatten mehr Vorlauf als uns lieb war."
Weiteres juristisches Ungemach fürchten die ÖBB offenbar nicht – obwohl der Basistunnel noch den Verwaltungsgerichtshof beschäftigt. Der VwGH entscheidet in letzter Instanz über den UVP-Bescheid. Die Naturschutzorganisation "Alliance for Nature" hatte außerordentliche Revision eingebracht, nachdem das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) das Projekt genehmigt hatte. Aufschiebende Wirkung hat das nicht. "Noch heuer" soll es laut VwGH-Sprecher Hans-Peter Lehofer eine endgültige Entscheidung geben.
Die Zahl der Tunnelgegner ist nach jahrelangen Verfahren geschrumpft – Alliance-Generalsekretär Christian Schuhböck will trotzdem nicht aufgeben, geht auf einem Nebenschauplatz noch gegen Änderungen beim dritten Tunnel-Baulos "Grautschenhof" auf steirischer Seite vor. "Dadurch gibt es sogar weniger Aushub. Das bringt für alle Beteiligten nur Vorteile", meint ÖBB-Sprecher Christopher Seif.
2026 soll der Tunnel fertig sein. Weitere Verzögerungen fürchtete zum Anschlag auch die versammelte Politprominenz nicht.
"Schlüsselstück"
"Die europäische Dimension" des Projekts hob Verkehrsminister Alois Stöger hervor. Niederösterreichs Verkehrslandesrat Karl Wilfing nannte den Semmering Basistunnel "ein Jahrhundertprojekt. 400 Arbeiter, die hier in den nächsten zehn Jahren beschäftigt sind, bringen der Region viel an Umwegrentabilität."
Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer sieht im Tunnel "ein Schlüsselstück, dass die Menschen auf die Bahn umsteigen. Mit anderen Maßnahmen wird die Strecke Wien–Graz unter zwei Stunden möglich sein."