Solidarität mit Waldviertler-Hersteller
Von Jürgen Zahrl
Der Clinch zwischen der Finanzmarktaufsicht (FMA) und Heinrich Staudinger hat eine große Solidaritätswelle ausgelöst und verschafft dem Schuherzeuger aus Schrems im Bezirk Gmünd eine ungeahnte Aufmerksamkeit. "In den vergangenen Tagen haben mir zirka 1000 Leute geschrieben, dass sie mir Geld borgen wollen. Aber ich brauche derzeit keinen Kredit", schildert Staudinger, der weiterkämpfen will. Zwei Nationalratsabgeordnete hätten ihm bereits zugesichert, einen Antrag auf Gesetzesänderung stellen zu wollen, um sein Problem mit dem Bankwesengesetz aus der Welt zu schaffen.
Wie berichtet, kann der Paragraf 1 ihm zum teuren Verhängnis werden. Weil sich Staudinger das Geld nicht bei einer Bank, sondern von mehr als einer Privatperson ausgeborgt hat, betreibe er laut Finanzmarktaufsicht gewerbsmäßig ein Einlagegeschäft, für das er eine Bankkonzession brauche. "Es muss doch möglich sein, wenn alle Systeme wanken, dass sich Bürger selbst organisieren", sagt Staudinger, der jetzt eine neue Plattform gründen will, um die angebotenen Geldressourcen auch anderen Projekten zukommen zu lassen. Mithilfe von Bürgerbeteiligungsmodellen hat er sich bisher drei Millionen Euro ausgeborgt, um Fotovoltaikanlagen und Lagerhallen zu bauen.
Reaktionen
"Wenn die Finanzmarktaufsicht Sorge um die Anleger hat, dann erarbeiten wir gemeinsam neue Spielregeln, die einfach und verständlich sind", fordert Staudinger, der dabei Unterstützung von der Politik bekommt. "Die FMA ist gefordert, im Sinne der Bürger und regionalen Arbeitnehmer eine saubere Lösung zu finden. Die ist aus meiner Sicht möglich", betont Energie-Landesrat Stephan Pernkopf, der Staudinger für seine Arbeit Respekt zollt. "Die FMA soll sich lieber um wirkliche Probleme kümmern", sagt Pernkopf.
Auch die Junge Wirtschaft fordert neue Rahmenbedingungen für alternative Finanzierungsformen wie etwa für Bürgerbeteiligungsmodelle. Die Kombination aus einer Vielzahl kleiner Investoren sorge für "beeindruckende finanzielle Hebel", sagt Markus Roth, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft. Er will, dass die Gründung von Bürgerbeteiligungs-Plattformen erleichtert und ein Sicherheitszertifikat eingeführt wird, um die "Anbieter für Kapitalgeber transparent zu machen." Außerdem müsse die Prospektpflicht – bei der Ausgabe von Bürgerbeteiligungsanteilen – von 100.000 auf 300.000 Euro erhöht werden. Sonst brauche die Broschürenerstellung einen unverhältnismäßig hohen Teil des Finanzierungsvolumens auf.
Auch die jungen Sozialdemokraten sind der Ansicht.