Schwerarbeit mit 3500 Rohren
Von Jürgen Zahrl
Tausende, 1,2 Meter dicke Stahlrohre liegen schon bereit. Daneben schaufeln mehrere Bagger in einer kilometerlangen und 30 Meter breiten Schneise zwischen Lichtenau, Bezirk Krems, und Rappottenstein, Bezirk Zwettl, einen zweieinhalb Meter tiefen Graben. Gleich dahinter schweißen Bauarbeiter die mächtigen Rohre zusammen und hieven sie mithilfe schwerer Baukräne in die ausgehobene Vertiefung. Täglich tummeln sich bis zu 200 Mitarbeiter gleichzeitig auf der größten Baustelle des Waldviertels. Die Zeit drängt. Bis Jahresende soll der 27,6 Kilometer lange Abschnitt einer neuen Gas-Pipeline quer durch die Region fertig sein.
Da der Erdgasbedarf laut "Gas Connect", einer 100-prozentigen Tochterfirma des österreichischen Mineralölkonzerns OMV, um zirka 1,5 Prozent pro Jahr bis 2030 steigen wird, soll die unterirdische West-Austria-Gasleitung (WAG) ausgebaut werden. Das heißt, die bestehende Pipeline erhält einen zweiten, insgesamt 63 Kilometer langen Strang, der von Enzersfeld, Bezirk Korneuburg, über Rappottenstein bis Bad Leonfelden in Oberösterreich führen wird. Nicht überall ist eine parallel verlaufende Leitung nötig. "Ein ausgeklügeltes Berechnungsmodell hat ergeben, dass der Ausbau an drei Abschnitten zur maximalen Kapazitätserhöhung führt", sagt Laura Pedarnig, Sprecherin der "Gas Connect".
So genannte Verdichterstationen sorgen dazwischen dafür, dass in Zukunft auch dort reichlich Gas – vorrangig aus Russland – in die Bundesländer und nach Deutschland durchströmen kann, wo die Pipeline auch weiterhin "einspurig" verläuft. Nach dem Ausbau nimmt die Kapazität von Ost nach West um zirka 233.000 Kubikmeter pro Stunde und von West nach Ost um rund 225.000 Kubikmeter pro Stunde zu. Das bedeutet, der Gastransport steigt von sieben auf elf Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr. Noch bis Jahresende müssen bis zu 200 Bauarbeiter insgesamt 3500 Stahlrohre mit jeweils 18 Meter Länge und zehn Tonnen Gewicht zwischen Lichtenau und Rappottenstein verlegen. Das Tagespensum der Techniker beträgt maximal 500 Meter Rohrleitung. Der Aufwand ist gigantisch. Denn auf einem Tieflader lassen sich etwa nur je zwei dicke Rohre transportieren. Die sind seit Monaten auf mehreren Standorten im Waldviertel zwischengelagert.