Chronik/Niederösterreich

"Schnitzelkinder" haben sie alle

Früh übt sich, wer einmal ein Feinspitz oder gar ein vom Tafelspitz ausgezeichneter Gastronom werden will, denn die Wirte sind schon lange nicht mehr die, aus denen nichts geworden ist. Um die Zukunft der heimischen Küche muss sich der Gaumen-Freudige keine Sorgen machen, denn die Hauben-Köche können ihre Löffel dem zahlreichen Nachwuchs abgeben.

Baby-Hauben - Der jüngste Anwärter auf eine glänzende Küchen-Karriere ist zarte 14 Tage alt, heißt wie der Großvater Pepi und im Nachnamen Sodoma. Der Tullner Familienbetrieb "Gasthaus zur Sonne", vom Tafelspitz als "Bestes Wirtshaus am Land" ausgezeichnet, gibt seine hervorragende Hausmannskost (Grammelknödeln, Gulasch, die berühmte Samstags-Ente) quasi über die Muttermilch mit.

Wenn sie, wie Heinz und Birgit Reitbauer's Sprösslinge, zu laufen beginnen, dann setzt eine schwierige Phase ein. Die McDonald's-Phase. Der Vier-Hauben-Koch, Preisträger in der Kategorie "Bestes Restaurant in Wien": "Von uns kennen sie natürlich keine Pommes mit Ketchup, wir geben ihnen Braterdäpfel, aber unser Lorenz und die dreieinhalbjährige Charlotte haben natürlich Freunde, die ihnen so etwas zeigen." Auch Schnitzel und Süßes sollte nicht zu oft auf den Tisch kommen. Da hat der Wirt aber die Rechnung ohne seine Köche gemacht: "Die Kinder sind oft in der Betriebsküche und wissen genau, bei wem sie was abbekommen."

Für Lisl Wagner-Bacher, ausgezeichnet als "Bestes Restaurant am Land", jagte gestern eine Feier die andere: "Ich muss gleich nachher zur Taufe meiner jüngsten Enkelin Florentine und ihr Papa Thomas hat auch noch Geburtstag." Die vierfache Oma erinnert sich noch gut an die Ernährungsgewohnheiten ihrer beiden Töchter zurück: "Die Ältere hat alles essen wollen und die Jüngere war mein sogenanntes Schnitzelkind."

So gesehen blickt Michael Horowitz, der Herausgeber des KURIER- Tafelspitz, der den erfolgreichen Lokalführer vor 10 Jahren nach dem New Yorker Pendent Zagat gründete, sehr positiv in die Zukunft: "Wenn der kleine Pepi einmal groß ist, hoffen wir, dass es den Tafelspitz noch gibt, damit er drinnenstehen kann."