Chronik/Niederösterreich

Rollstuhlfahrer über Stiegen geschickt

Rollstuhlfahrer, die auf dem Weg zur Toilette über die Stufen gewiesen werden; eine Hinweistafel für Sehbehinderte in der Garderobe, die über den Spinden in rund zwei Meter Höhe montiert ist; unterschiedliche Stockwerkangaben direkt übereinander; und Wegweiser, die in unterschiedlichen Höhen montiert wurden.

Die behindertengerechte Adaptierung des Gymnasiums in Klosterneuburg hat in den vergangenen Tagen für Verwunderung gesorgt. Laut Gesetz müssen alle öffentliche Bundesgebäude bis Anfang 2016 barrierefrei sein. Theoretisch trifft dies auch auf die Schule, die praktische Umsetzung sorgte jedoch mehrmals für Lacher oder auch Kopfschütteln.

"Nicht mitgedacht"

Nicht nur wegen der hohen Investitionskosten von 130.000 Euro war Bettina Veyder-Malberg, Obfrau des Elternvereins, über die Umsetzung fassungslos: "Für mich ist das ein Schildbürgerstreich. Da wurde offenbar nicht wirklich mitgedacht."

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Die Notwendigkeit einer klaren Struktur, wo Hinweisschilder montiert sind, bestätigt auch Markus Wolf, Präsident des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Österreich. Die Normhöhe liegt bei 1,60 Meter. "Wenn etwa ein Lichtschalter 30 cm tiefer liegt, habe ich schon Probleme diesen zu finden."

Direktor Robert Donner versteht die Aufregung zwar nicht, zeigt sich mit dem Resultat jedoch ebenfalls nicht gerade begeistert: "Leider sind Fehler im Bearbeitungsprozess passiert." Von Seiten des Unternehmens sei mit der Schule jedenfalls zu wenig kommuniziert worden.

Austausch der Schilder

Beim Landesschulrates kann man die Aufregung der Eltern nachvollziehen: Bei den hohen Kosten könne man erwarten, dass die Schilder dem Zweck entsprechend montiert werden. Die Behebung der irreführenden Tafeln wurde bereits in die Wege geleitet. Die Firma wird den Schaden nun ohne Mehrkosten beheben.

Veyder-Malberg fügt jedoch an, dass das Gebäude aus ihrer Sicht weiterhin nicht barrierefrei sein wird. Behinderte Schüler bekommen zwar einen eigenen Schlüssel zur Benützung des Lifts, Angehörige, die im Rollstuhl sitzen, können sich hingegen weiterhin nicht frei bewegen. "Das ist ein Ding der Unmöglichkeit."