Rettungsaktion für einen Kulturschatz in Niederösterreich
Sie sind wieder da. Touristen strömen in den großen Innenhof des Stiftes Melk, es werden Fotos gemacht, man bewundert die prächtige Fassade und trinkt im Café entspannt ein Achterl Weißwein aus der Wachau.
Von außen betrachtet glänzt die Abtei der Benediktiner wie eh und je, die Gäste erscheinen in Scharen, der Schulbetrieb läuft nach dem Pandemie-Höhepunkt ebenfalls wieder auf Hochtouren.
Weltberühmte Bibliothek
Dennoch haben die Jahrhunderte hier ihre Spuren hinterlassen. Der Barockbau, der in den Jahren 1702 bis 1746 von Jakob Prandtauer errichtet wurde, muss deshalb dringend restauriert werden. Betroffen sind dabei vor allem Räumlichkeiten, die weltberühmt sind: jene der Stiftsbibliothek Melk.
100.000 Bände – davon 1.800 Handschriften und 750 Inkunabeln zählen zum Bestand der Bibliothek, die bereits seit dem Jahr 1735 besteht und Teil des UNESCO-Welterbes ist. Jetzt führt das Stift hier einen Kampf gegen Schimmel und Abnützungserscheinungen.
Ein Mammut-Projekt soll nun die Erhaltung des Kulturschatzes sichern, bereits heuer starten die Restaurierungsarbeiten, die voraussichtlich bis 2032 dauern werden. „Die Kosten belaufen sich auf rund zwölf Millionen Euro“, berichtete Abt Georg Wilfinger.
Raumklima
Laut dem Hausherren wird hauptsächlich in die bestehende Raumschale und Ausstattung investiert: Böden, Wände, Decken, Fenster, Türen sowie Ausstattungen aus Holz und Metall, Architekturoberflächen und natürlich die Bücher werden instand gesetzt, restauriert, ergänzt; wichtige Themen sind zudem der Brandschutz, das Fluchtwegekonzept und die Verbesserung des Raumklimas.
Elf Etappen
Weil das Vorhaben auf elf Etappen aufgeteilt wird, verspricht der Abt, dass die Bibliothek auch weiterhin für Besucher zugänglich sein wird. Der positive Bescheid des Bundesdenkmalamtes liegt laut Wilfinger ebenfalls bereits vor.
Patenschaften
Der Geistliche betont aber auch, dass das Stift die Kosten nicht alleine stemmen könne. Zwar schießen Bund, Land und Gemeinde Geld zu, dennoch wird für die Institution ein großer Brocken übrig bleiben. Deshalb wurde nun der Förderverein „Ex litteris immortalitas“ (Durch Bücher unsterblich, Anm.) ins Leben gerufen, die Inschrift befindet sich am westlichen Eingang der Bibliothek.
Ziel des Vereines ist es, Fördergeber und Sponsoren zu akquirieren. „Pro Jahr wollen wir 100.000 Euro aufbringen können. Insgesamt sollen es rund 1,2 Millionen Euro werden“, sagte Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und nun auch Vorstand des Vereines „Ex litteris immortalitas“.
Laut Hameseder werden verschiedene Mitgliedschaften angeboten, unter anderem sind etwa Buchpatenschaften möglich. Spezielle Events sollen in den kommenden Jahren durchgeführt werden, um die Unterstützer regelmäßig über die Restaurierungsarbeiten zu informieren.
Kraftquelle
„Diese Bibliothek ist eine geistige Kraftquelle, die inspiriert, motiviert und gerade in schwierigen Zeiten Halt und Orientierung gibt. Zudem ist das Stift ein Highlight des Kulturtourismus und die Denkmalpflege ein wesentlicher Wirtschaftsimpuls“, betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, die am Freitag zur Vorsitzenden des Kuratoriums ernannt wurde.
Pro Jahr besuchen mehr als 500.000 Touristen das Stift Melk. Weil viele davon mit dem Schiff anreisen, wurde nun eine neue Schiffsanlegestelle errichtet. Die Eröffnung des Hafenspitzes samt neuer Kolomanibrücke fand ebenfalls am Freitag statt. Kostenpunkt: 7,2 Millionen Euro.