Chronik/Niederösterreich

Radunfall zerstört Winzer-Karriere

"Wollen Sie etwas trinken?", fragt Stefan Jurecek zu Beginn des KURIER-Interviews. Seine Mutter bringt ein Glas Wasser an den Tisch. Dass der Junior seine Gäste in Maissau selbst bewirtet, ist nicht möglich. Auf zwei Krücken gestützt, hat er keine Hand frei, um ein Glas zu tragen. Vor wenigen Monaten war dies noch ganz anders. Ein Schicksalsschlag beendete von einem Tag auf den anderen sein Leben als Jungwinzer, Heurigenwirt und – was ihm schließlich zum Verhängnis wurde – Triathlet.

"Es passierte am 9. April. Ich war auf Trainingslager auf Mallorca zur Vorbereitung auf den Iron Man in St. Pölten", erzählt der Maissauer. Gemeinsam mit Freunden machte er eine Radtour. Sie waren bereits kurz vor dem Hotel, Stefan Jurecek fuhr voraus und plötzlich war es da: "Ich habe das Schlagloch im letzten Moment gesehen, konnte meine Freunde aber noch davor warnen", sagt Jurecek. Er selbst knallte hinein.

Was dann passierte, wurde ihm erzählt, seine Erinnerungen sind ausgelöscht. "Ich bin kopfüber auf den Asphalt gestürzt. Zum Glück hatte ich einen Helm auf. Zuerst dachten meine Freunde, dass gar nicht viel passiert sei. Aber ich war bewusstlos und da wussten sie, das ist etwas Ernstes." Der 30-Jährige kam sofort in ein Krankenhaus. Seine Eltern organisierten den Heimflug. Im Lorenz Böhler Unfallkrankenhaus in Wien wurde er schließlich operiert.

"Der Oberschenkelknochen ist nicht gebrochen, sondern hat sich durch meine Hüfte gebohrt und den Beckenring gesprengt", erzählt er. Die OP habe knapp zehn Stunden gedauert. "Ich habe zwölf Schrauben und vier Platten bekommen, die das Becken zusammenhalten." Neun Tage lag er auf der Intensivstation, insgesamt verbrachte er elf Wochen im Krankenhaus, davon acht nur liegend. "Am Anfang hatte es geheißen, dass ich im Rollstuhl lande. Das ist zum Glück nicht so, aber mein bisheriges Leben kann ich vergessen."

Aus für Top-Heurigen

Stefan Jurecek musste sich mit einem Schlag nicht nur von seiner großen Leidenschaft – dem Triathlon – verabschieden, sondern auch von seinem Lebenstraum: "Unser Betrieb feiert heuer 60 Jahre. Meine Großeltern haben ihn gegründet, meine Eltern alles hineingesteckt. Im Herbst hätte es ein großes Fest gegeben und im Jänner 2017 hätte ich mit meiner Freundin den Betrieb übernommen", sagt Jurecek.

Laut seiner Ärzte könne er froh sein, dass er wieder gehen könne. An längeres Stehen oder gar körperliche Arbeiten, die ein Winzer und Heurigenwirt zu tun hat, sei nicht zu denken.

Weil auch seine Eltern den Betrieb nicht mehr weiterführen können, hat die Familie schweren Herzens einen Entschluss gefasst: "Wir haben sehr lange mit uns gerungen, sind die verschiedenen Optionen wieder und wieder durchgegangen. Wir haben uns am Ende für Stefans Gesundheit, unsere Familie und das Ende des Betriebes entschieden", haben die Jureceks auf ihrer Facebook-Seite gepostet.

Deshalb sucht die Familie nun nach einem geeigneten Käufer. "Uns ist wichtig, dass es ein Heuriger bleibt und wenn möglich sollen alle Mitarbeiter übernommen werden", sagt Jurecek. Von 29. Juli bis 15. September sperren sie ein letztes Mal auf. Stefan Jurecek wird nicht mehr dabei sein: "Ich bin ab morgen auf Reha – dem härtesten Trainingslager meines Lebens."

Interessenten können sich an Stefans Vater Alois Jurecek unter 0664/5836664 wenden. Infos: jurecek.at