Chronik/Niederösterreich

Promi-Winzer wird Gastronom

Frühlingszeit, die Tage werden länger, und wenn das Wetter passt, strömen die Menschen aufs Land, um es sich gut gehen zu lassen.

Der Sonntag-KURIER startet heute mit einer neuen Serie, die Lust machen soll auf die Annehmlichkeiten eines Wochenendausflugs: Spaziergänge in Österreichs zauberhafter Landschaft, Essen in hochwertigen Gaststätten, Übernachten in außergewöhnlichen Herbergen. Der Genuss und besondere Menschen stehen im Mittelpunkt.

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Den Auftakt der Serie bestreitet der Wachauer Spitzen-Winzer Franz Hirtzberger, der sich künftig auch der Gastronomie widmet.

"Ich hab’ den schönsten Beruf der Welt", sagt Franz Hirtzberger. Während der 63-jährige Winzer in seinem Weingarten hoch über Spitz an der Donau die Weinreben zurechtschneidet und die dünnen Äste am Draht befestigt, schweift sein Blick immer wieder über die Landschaft. Was auffällt, sind die Marillenbäume, die im Tal schon verfrüht zu blühen begonnen haben. Auch historische Trockensteinmauern, steile Hänge und die Donau machen die Wachau einmalig.

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Seit Jahrzehnten ist Hirtzberger nicht nur ein Schützer der bekanntesten Kulturlandschaft Österreichs, genauso wie sein Vater Franz senior (1923–2007), sondern auch ein prominentes Vorbild für viele Jungwinzer, die erfolgreich sein wollen.

Warum Hirtzbergers Weine von führenden Weinkennern aus dem In- und Ausland hoch prämiert sind, hat gute Gründe. Einerseits bewirtschaftet der 63-Jährige einige der besten Terrassenlagen der Wachau. Die "Singerriedel" etwa, die sich hinter seinem 600 Jahre alten Winzerhaus in Spitz erhebt, ist der Geburtsort seines legendären Rieslings. "Honivogl" oder "Rotes Tor" besitzen genauso einzigartige, mineralstoffreiche Böden, die seinem Grünen Veltliner eine unverwechselbare Note verleihen.

Andererseits ist es Hirtzbergers Philosophie, die in jeder einzelnen Flasche verborgen ist: "Wir achten ganz besonders darauf, dass die Trauben möglichst lange reifen können", schildert der Winzer. Auch im Keller pflegt er das Prinzip, mit so wenigen Eingriffen wie nur möglich auszukommen. Nicht nur in seinem eigenen Betrieb legt Hirtzberger großen Wert auf natürliche Spitzenqualität. Sondern auch die Winzervereinigung "Vinea Wachau" – die erste Herkunftsgemeinschaft von Winzern Österreichs – trägt seit vielen Jahren seine Handschrift. Erst vor rund zwei Jahren hat er das Führungszepter in die jüngeren Hände von Emmerich H. Knoll gelegt.

Übergabe

Wenn Hirtzberger seine beiden Söhne Franz Junior (33) und Mathias (27) sukzessive in die erste Reihe lässt, heißt das noch lange nicht, dass er sich beruflich schon bald zur Ruhe setzen wird. Keineswegs. "Ein Winzer bleibt man ein Leben lang", betont der 63-Jährige.

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Er hilft, solange sein fachliches Wissen gefragt ist. Und das wird sich nicht so schnell ändern. Immerhin bahnt sich innerhalb des Traditionsbetriebs eine weitreichende Veränderung an. Dabei wird der im Vorjahr ersteigerte Top-Gastronomiebetrieb "Florianihof" im benachbarten Wösendorf bei Weißenkirchen eine zentrale Rolle spielen.

Neuer Weg

Während der 33-jährige Franz immer mehr Aufgaben im Spitzer Stammhaus übernimmt, wird sein Bruder Mathias ab Sommer rund um den Florianihof in Wösendorf ein neues Weingut aufbauen. "Dort liegt seit dem 16. Jahrhundert der Ursprung unserer Familie. 1896 übersiedelten unsere Vorfahren nach Spitz", erzählt Hirtzberger. Für die zentrale Funktion bekommt der denkmalgeschützte Florianihof, in dem früher der Hofmeister des Stiftes St. Florian lebte, einen neuen Namen: Als "Hofmeisterei Hirtzberger" soll das prominente Gebäude kulinarisches Aushängeschild des neuen Weinbaubetriebes werden. "Geplant ist ein anspruchsvolles Restaurant, das zu unseren Weinen passt. Bei uns kommen aber auch Weine von Kollegen auf den Tisch", erklärt Hirtzberger.

Um dem kulinarischen Anspruch gerecht zu werden, holt sich die Winzer-Dynastie auch zwei gastronomische Routiniers ins Boot. Als Pächter übernehmen Hartmuth Rameder (zuletzt "Steirereck" und "Nigl") sowie Erwin Windhaber ("Kloster Und" und "Nigl") das historische Restaurant. Die Eröffnung ist im Spätsommer geplant. Das kulinarische Konzept steht bereits fest: Aufgetischt wird feine, regionale Küche im Landgasthaus-Stil.

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Doch schon jetzt zahlt es sich aus, die Wachau zu besuchen. Dass die Region auch heute noch so natürlich und idyllisch ist, wie sie ist, hat sie unter anderem dem 2007 verstorbenen Franz Hirtzberger senior zu verdanken.

Er hat gemeinsam mit anderen Einheimischen verbissen dafür gekämpft, den Bau eines Wasserkraftwerks in der Wachau zu verhindern. Was blieb, ist eine geschützte Traum-Landschaft. Außerdem gelang es, ein Durchfahrtsverbot für den Schwerverkehr und die heutige Abgrenzung des Weinbaugebiets Wachau zu erwirken.

Fotos: helmutlackinger.at

Die Familie Hirtzberger aus Spitz bewirtschaftet ungefähr 20 Hektar exzellenter Lagen in der Wachau. Acht Hektar Fläche kommen ab Sommer mit dem neuen "Ursprungs-Weingut" in Wösendorf bei Weißenkirchen hinzu. Die Produktionsmenge beträgt 150.000 Flaschen pro Jahr. Die Hauptweinsorten sind Grüner Veltliner und Riesling. Wer den Gaumen mit Hirtzbergers Weinen verwöhnen will, muss je nach Jahrgang zwischen 17 und knapp unter 60 Euro auslegen.

Verheiratet ist Franz Hirtzberger mit Irmgard. Sie haben drei Kinder. Franz Junior (33) ist Kellermeister. Bruder Mathias (27) wird das neue "Ur-Weingut" in Wösendorf leiten. Tochter Johanna (32) ist Steuerberaterin. Das ersteigerte Landgasthaus in Wösendorf (früher "Florianihof") öffnet im Spätsommer unter dem Namen "Hofmeisterei Hirtzberger".

www.hirtzberger.com

Von Krems bis Melk reicht das Tal der Wachau, das von der UNESCO (Sonderorganisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) wegen seiner außergewöhnlichen Symbiose von Bausubstanz und Landschaft zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Zahlreiche Hotels und Pensionen bieten Quartiere aller Klassen an. Wer nächtigen will, erhält ab 30 Euro pro Person im ordentlichen Privatvermieter bis um 200 Euro im Schlosshotel alle Kategorien. Zusätzlich locken unterschiedlichste Veranstaltungen, vom "Gourmetfestival" (27. März bis 10. April) über den "Osterreigen" (9. bis 21. April) und "Weinfrühling" (3. und 4. Mai) bis zur Sonnwendfeier Ende Juni, bei der die Berghänge im Licht Zehntausender Fackeln und Feuer glänzen: Da gibt es Angebote wie Picknick auf den Weinterrassen, Wanderungen mit Gepäcktransport auf dem Welterbesteig oder eine Führung durch sogenannte "Hiata". Sie haben den Wandel von der Tradition des Traubenwächters zum Gäste-Guide vollzogen. Am 12. April startet auch die Donauschifffahrt in die neue Saison. Dann verkehren die Schiffe wieder regelmäßig zwischen Krems und Melk (Pro Person 28 Euro hin und retour).

www.wachau.at