Presshaus: Geburtsklinik statt Weinkeller
Von Stefan Sailer
Das Presshaus – die bekannteste Definition dafür bezeichnet ein Bauwerk, in dem der Gärbottich und die Weinpresse untergebracht sind. In Ladendorf, Bezirk Mistelbach, gibt es seit Dienstag eine weitere Definition dafür: Eine Hebammenpraxis.
Für die 45-jährige Initiatorin Ulla Neugebauer ist die Geburtsklinik ein drittes Angebot an werdende Mütter, neben Spital und Hausgeburt. "Bei vielen meiner betreuten Hausgeburten habe ich gemerkt, dass Frauen diese Kombination suchen."
Das oberste Ziel sei, wie üblich: Gesundes Kind, gesunde Mutter. Doch im Gegensatz zum Krankenhaus könne gezielter auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingegangen werden. "Wir entbinden, wie die Frauen es wollen", erklärt Neugebauers Partnerin, Eva Vyoral-Prock. Zudem sei das Ambiente angenehmer. Gegenüber den eigenen vier Wänden punkte man mit einer besseren, medizinischen Versorgung.
Die Zahl der Hausgeburten liegt, verglichen mit den gesamten Geburten, bei knapp zwei Prozent. Nun möchten die drei Frauen mehr Bewusstsein dafür schaffen. Knapp 20 Interessenten haben sich schon angemeldet.
Eine der Hemmschwellen sei laut Hebammen immer noch die Angst vor möglichen Komplikationen. "In diesem Fall ist meine Gegenfrage: Fahren Sie Auto?", entgegnet Neugebauer. Denn ein gewisses Restrisiko bestehe immer und überall. Vyoral-Prock fügt deshalb hinzu: "85 Prozent der Geburten verlaufen ohne Komplikationen."
Auf den Namen sind die drei Hebammen zufällig gekommen. Im Garten steht nämlich tatsächlich noch ein altes Presshaus. "Wenn uns jemand gefragt hat, wo sie uns finden, haben wir meist geantwortet: Beim Presshaus", sagt Vyoral-Prock. Und nach anfänglicher Skepsis hat sich der Name mittlerweile durchgesetzt.