Pionier im Marchfeld: Landwirt setzt auf Haselnussanbau
Von Lisa Rieger
Die meisten Haselnüsse werden aus der Mittelmeerregion – Türkei, Italien, Frankreich – importiert. Es gibt aber auch heimische Experimente. Begonnen hat es im Waldviertel, nun zieht auch das Marchfeld nach. Christoph Böckl bewirtschaftet derzeit eine neun Hektar große Haselnussplantage. Im Weinviertel zählt er gemeinsam mit Johannes Mühl zu den Pionieren. „Zuerst haben mir alle gesagt, dass das nichts bringt, dass es ewig dauert, bis ich überhaupt Ertrag haben werde. Alle wollten es mir ausreden. Erst als sie merkten, dass ich es wirklich ernst meine, bekam ich Unterstützung“, sagt Böckl, der 2015 die ersten Haselnusspflänzchen anbaute.
Der Landwirt, der sonst auf Weizen, Mais und Gerste setzt, war auf der Suche nach Alternativen. „Wir wollen uns ein zweites Standbein für die Zukunft aufbauen. Jeder, der in der Landwirtschaft tätig ist, weiß, was mit dem Preisverfall los ist und sucht deswegen nach weiteren Möglichkeiten“, sagt der Bauer. Familienangehörige in Kroatien leben von Haselnüssen und so kamen die Böckls auf die Idee, es in Deutsch-Wagram (Bezirk Gänserndorf) auch damit zu probieren. „Vom Klima her ist es hier goldrichtig: Milde Winter und nicht zu heiße Sommer. Von daher hat es keine Schwierigkeiten gegeben. Nur erklären konnte mir niemand etwas“, fährt Böckl fort. Deshalb hat er sich mit den Bauern im Waldviertel vernetzt. „Das meiste ist aber Learning by Doing.“ Schädlinge seien kein allzu großes Problem – nur der Haselnussbohrer sei eine Gefahr.
Internetverkauf
„Die Bäume sind derzeit zirka 1,60 Meter hoch. Bisher reicht die Ernte aber nur für den Eigenbedarf. Laut Literatur kann man im sechsten Jahr etwa mit dem ersten großen Ertrag rechnen“, sagt Böckl. Mit dem Vertrieb möchte er es ähnlich wie seine Vorbilder im Waldviertel halten – diese setzen laut Böckl vorrangig auf den Internetverkauf und den Absatz bei lokalen Bäckereien.