Chronik/Niederösterreich

Vorwürfe gegen Steinbruch-Betreiber

Nur knapp 40 Meter vom Siedlungsgebiet entfernt, am Rande eines Natura-2000-Gebiet sowie des Biosphärenpark Wienerwald ist der Steinbruch Fröstl am Perchtoldsdorfer Tirolerhof den Anrainern seit Jahrzehnten ein Sandkorn im Auge.

Bei der jüngsten Volksbefragung stimmten viele gegen eine Verbauung des Steinbruch-Areals, mit dem bestehenden Abbau sind sie aber auch nicht zufrieden. Nun wollen sie sich an den Europäischen Gerichtshof wenden und kritisieren, dass sie aufgrund der aktuellen Gesetzeslage keine Parteienstellung haben. "Das ist wie eine Entmündigung der Bürger", meint ein Anrainer. "Nach der alten Gesetzeslage wäre der Steinbruch bereits stillgelegt worden", ist er überzeugt. Er ortet Ungereimtheiten und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Firma Fröstl.

Wenig Kontrolle

30 Meter darf diese noch in die Tiefe graben. Den Kritikern stößt sauer auf, dass die Genehmigung offenbar in einem Bescheid mit Titel "Anordnung von Sicherheitsmaßnahmen" erteilt wurde. Sie fürchten nun eine flächenmäßige Ausweitung des Steinbruchs zur Sicherung der Seitenwände. Zudem würde doppelt so viel Material gefördert, als im Bescheid festgehalten. Weiters würde sich Fröstl über Bescheide und Anordnungen hinwegsetzen, die Kontrolle sei unzureichend. "Niemand prüft die bescheidmäßig auferlegten Pflichten", so der Anwohner. Er und Mitstreiter wollen sich nun juristische Hilfe holen.

Firmenchef Josef Fröstl weist die Vorwürfe zurück. "Ohne Genehmigung haben wir nie abgebaut. Das ist der am besten überwachte Steinbruch Niederösterreichs." 200.000 Tonnen würden pro Jahr gefördert. "Auch in den nächsten 20 Jahren wird es einen Abbau geben."

Indes will sich die Gemeinde darum bemühen, das Gebiet des "Nackten Sattels", in dem seltene Pflanzen wachsen und das auf Fröstl-Grund liegt, endlich als Naturdenkmal ausweisen zu lassen. Ein Bescheid von 2001 hat nie Rechtskraft erlangt. Gesprächen will sich Fröstl nicht verschließen. Kolportierte 33 Mio. Euro, die er als Ablöse fordern soll, seien "jenseits von Gut und Böse." Laut Bezirkshauptmannschaft bestehe aber derzeit kein zusätzliches Schutzinteresse. Mit der Lage im Biosphärenpark, im Natura-2000-Gebiet und im Landschaftsschutzgebiet dürfte ohnehin nicht ohne Bewilligung abgebaut werden, so BH-Chef Philipp Enzinger.