Ökostrom-Projekt spürt Gegenwind
Von Jürgen Zahrl
Zuerst waren es einzelne, kritische Stimmen, die sich wie kaum spürbare Lüftchen anfühlten. Inzwischen hat sich im Waldviertel aber daraus ein Gegenwind aufgebaut, der sich in Form einer neu gegründeten Bürgerinitiative namens „Pro Thayatal“ gegen einen geplanten Windpark nahe der Stadt Waidhofen an der Thaya stemmt. Während die Gegner von schwerwiegenden Folgen für Mensch und Natur sprechen, bewerten die Betreiber des Ökostrom-Projekts den Bürgeraufstand als Panikmache.
Wie berichtet, plant die Firma „WEB Windenergie“ einen Ausbau der Windkraft. Ab 2014 sollen in vier Waldviertler Bezirken vorerst 20 neue Groß-Windräder mit jeweils 140 Metern Höhe errichtet werden. Die Gesamtleistung von 60 Megawatt reicht für die jährliche Stromversorgung von fast 40.000 Haushalten.
Was die Projektbetreiber freut, bringt Dutzende Mitglieder der Bürgerinitiative „Pro Thayatal“ auf die Palme. „Ausgerechnet am Predigtstuhl sollen diese Industrieanlagen entstehen. Das ist aber unser schönstes und artenreichstes Waldgebiet im Bezirk Waidhofen“, ist Christa Temper empört.
Sie befürchtet obendrein genauso wie andere Gegner eine höhere Brandgefahr, sollten die Windräder inmitten der Wälder in Flammen aufgehen. „Fast 140 Meter hohe Anlagen können nicht gelöscht werden“, sorgt sich auch Jimmy Moser um die Sicherheit der Anrainer. Der Gemeindearzt Hans-Christian Lang aus Groß Siegharts geht noch einen Schritt weiter und warnt vor dem Infraschall – einer unhörbaren Belastung durch die Rotation. Er will nicht ausschließen, dass diese bei den Anrainern gesundheitliche Schäden auslösen kann.
Gefahr
Nicht nur deswegen will sich die Initiative gegen den Windpark wehren. „Sobald ein Areal vorbelastet ist, wird es irgendwann zugepflastert“, glaubt Temper.
Gerald Simon, Sprecher der Firma „WEB Windenergie“, weist die Vorwürfe zurück. „Die Gegner wollen bewusst Ängste schüren. Seit Beginn der Planungen stehen wir im Kontakt mit den Bürgern und klären auf, wenn Fragen sind“, betont Simon. Am 20. September sei ein weiterer Infoabend in Hollenbach geplant. „Wir bieten auch Fahrten zum Windpark ’Sternwind’ an, um sich von der schonenden Bauweise zu überzeugen“, erklärt der Sprecher. Für den Bau der Windräder sei keine großflächige Rodung notwendig. Außerdem seien die Anlagen mit Selbstlösch-Geräten ausgestattet. Was den Infraschall betrifft, würden in der Regel keine Beschwerden auftreten, wenn die Schwingungen unterhalb der Fühlschwelle liegen, zitiert Simon eine Studie.