NÖ: In Kliniken wird nun der Zettelwirtschaft der Kampf angesagt
Viele Lebensbereiche sind vom digitalen Wandel geprägt - so auch die Medizin. Durch das Einsetzen von Künstlicher Intelligenz, robotergestützter Chirurgie sowie Telemedizin ergeben sich große Möglichkeiten für Ärzte und Patienten.
Einen Ausblick über die weitere Entwicklung und die derzeitige Lage gaben nun Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP), Konrad Kogler, Vorstand der Landesgesundheitsagentur (LGA) sowie der Ärztliche Direktor Martin Uffmann (Universitätsklinikum Neunkirchen).
Doppeluntersuchungen belasten Patienten
Auf der einen Seite erschweren derzeit die "Zettelwirtschaft" und Bürokratie die Tätigkeiten der Ärztinnen und Ärzte, auf der anderen Seite belasten Doppeluntersuchungen sowie Mehrfachabfragen auch Patientinnen und Patienten.
Die Einführung der Spracherkennung, die bereits von über 2.200 Medizinerinnen und Medizinern genutzt wird, ist ein Beispiel von bereits umgesetzten Maßnahmen. Arztbriefe und Befunde werden damit automatisch erstellt, was mehr Zeit für direkte Patientenversorgung schafft. 40 Projekte und Maßnahmen laufen derzeit.
Chancen durch neues System
Das niederösterreichische Krankenhausinformationssystem (NÖKIS), das erstmals ab Juni 2025 im Universitätsklinikum Neunkirchen eingeführt wird, soll ein wichtiger Meilenstein der digitalen Entwicklung im Gesundheitsbereich sein.
"Für uns im Klinikum bedeutet das beispielsweise, dass eine Patientin oder ein Patient aus Neunkirchen Voruntersuchungen bei uns am Standort lokal durchführen lassen kann, während die eigentliche OP in einem anderen Klinikum stattfindet - und umgekehrt. Das birgt für die Zukunft eine enorme Vereinfachung für uns alle", sagt Uffmann.
"Lückenlos" soll die Krankengeschichte durch den Einsatz dieses Systems sein, heißt es. Man hofft, dass dadurch mehrfache Dateneingaben (Allergien und Krankheiten) minimiert werden. Der Vorteil für die Patienten: Sie müssen nicht mehr mit Dokumenten von einem Ort zum anderen laufen.
Kameras in den Heimen
Auch Pflege- und Betreuungszentren sollen von einer Zusammenführung mit den Kliniken profitieren. Derzeit läuft eine Testphase.
Da ein Ortswechsel im Zuge einer Untersuchung für die Menschen oft eine Herausforderung darstelle, stattet man die Zimmer mit Kameras aus. Im Beisein mit einer Pflegekraft kann eine Ärztin oder ein Arzt von außen das Geschehen begutachten und anschließend eine Diagnose erstellen. Unterschiedliche Perspektiven garantieren eine richtige Diagnose: "Wie, wenn der Arzt anwesend wäre", erklärt Kogler.
Einführung dauert Jahre
In der zweiten Phase geht es laut den Experten darum, dass die "Zettelwirtschaft" endgültig verschwinden soll. Möglich mache dies die Digitalisierung von Dokumenten. Damit spare man wertvolle Zeit für das Personal ein.
Von Stefanie Grasberger