Neue Publikationsserie: Erwin Pröll und der ländliche Raum
Von Martin Gebhart
Zu seinem Antritt hat der neue Bundesratsvorsitzende Karl Bader (ÖVP) aus dem Bezirk Lilienfeld sein Generalthema ausgegeben: die Entwicklung des ländlichen Raumes. Er will die Initiative des ehemaligen Landwirtschaftsministers Andrä Rupprechter beleben, der in seiner Regierungszeit an einem Masterplan für den ländlichen Raum gearbeitet hat.
Einer der entscheidenden Paten bei diesem Masterplan war damals Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll. Den hatte es nach dem Ausscheiden von Rupprechter sehr irritiert, dass die Initiative nicht fortgesetzt worden ist. Abseits der Politik hat er nun – auch als Aufsichtsratsvorsitzender der „Kultur.Region.NÖ“ eine neue Denkplattform ins Leben gerufen.
Das erste Ergebnis davon ist die Publikationsserie „quer gedacht“, die er gemeinsam mit dem Regionalberater Josef Wallenberger publiziert. Der Untertitel: „Perspektivenwechsel in Stadt & Land“. Zwei- bis dreimal im Jahr soll diese Broschüre von nun an im Kral-Verlag erscheinen.
Künstler als Querdenker
Ein Zugang von Erwin Pröll war immer, die Künstler, die Kunst im ländlichen Raum zu verankern. Dazu gibt es in der ersten Nummer, die bereits auf dem Markt ist, ein Doppelinterview mit der Komponistin Johanna Doderer, die ihren Lebensmittelpunkt in das Weinviertel nach Sitzendorf verlagert hat. Eines ihrer Erkenntnisse über das Leben am Land: „Die Anonymität der Stadt fällt weg, und man muss mit einem offenen Herzen auf die Menschen zugehen. Das kommt dann zurück.“
Erwin Pröll selbst sieht das Land „in Zeiten der Unsicherheit“ als einen stabilen Sicherheitsfaktor, „weil es ein überschaubarer Raum ist“. Der ländliche Raum sei nicht mehr der Ausgleichsfaktor für die Stadt, sondern „muss als Partner der Stadt gesehen werden“.
In Verbindung mit der Broschüre ist im November in Atzenbrugg eine zweitägige große Gesprächsrunde „mit Querdenkern“ geplant, wo man sich intensiv mit dem ländlichen Raum auseinandersetzen will. Josef Wallenberger erwartet sich von solchen Zugängen sehr viel: „Wir müssen die alten Bilder von Stadt und Land vergessen.“
Im ersten „quer gedacht“ hat man sich auch mit den sozialen Milieus in Niederösterreich auseinandergesetzt. Ein Ergebnis daraus: „Niederösterreich ist das österreichische Bundesland mit den meisten Traditionellen. Damit gibt es aber hier auch die höchste Veränderungsdynamik. Denn das traditionelle Milieu ist jenes, welches am stärksten schrumpft.“