Nach Attacken: Mutter und behinderte Tochter in Angst
Von Peter Gruber
Martina Hess hat Angst. Neun Mal wurde die Mutter einer schwer behinderten Tochter im vergangenen Jahr Opfer von Vandalenakten. Wenn sie mit dem Auto in die Parkgarage ihrer Wohnhausanlage in Purkersdorf, NÖ, fährt, ruft sie ihren Lebensgefährten an, telefoniert bis sie die Wohnungstür hinter sich schließt.
"Das sind keine bloßen Vandalenakte mehr", meint die 47-Jährige. "Da versucht jemand, uns massiv Angst zu machen." Auch bei der Polizei glaubt man nicht an eine zufällige Häufung von Lausbubenstreichen, sieht die Delikte in ihrer Gesamtheit. Genaue Auskünfte zum Stadium der Ermittlungen könne man keine geben, heißt es bei der Polizei.
Die 17-jährige Marlene ist seit ihrer Geburt wegen eines Gendefektes schwer behindert. Den Großteil des Jahres lebt sie in einer Einrichtung, zwischendurch bei ihrer Mutter. Genau in diese Zeit fielen auch die Anschläge. "Für mich ist das schon sehr belastend, für meine Tochter ist es noch schlimmer", meint ihre Mutter.
Hakenkreuz an der Tür
Begonnen haben die bedrohlichen Vorgänge an den Weihnachtsfeiertagen des Vorjahres. Ein Hakenkreuz und eine Sanduhr wurden an die Wohnungstür von Hess geschmiert. Bei der Psychologin weckte das böse Assoziationen: "Die Sanduhr als Symbol für Vergänglichkeit zusammen mit einem Hakenkreuz und dem Wissen, was in dieser Zeit mit Behinderten geschehen ist." Wenige Tage später wurde die Türglocke demoliert, wiederum ein paar Tage später die mittlerweile gereinigte Tür zerkratzt.
7500 Euro Schaden
Danach war für einige Monate Ruhe, ehe es in den vergangenen Wochen wieder zu mehreren Sachbeschädigungen kam – und wieder in jener Zeit, in der die 17-jährige Marlene bei ihrer Mutter war. "Weil ich sie nicht alleine zu Hause lassen konnte, musste ich sie mit zur Polizei nehmen. Dort ist sie vor lauter Aufregung zusammengebrochen", schildert Hess.
Mit einem Stein wurde die Balkontüre eingeschossen, die Reifen am Auto des Lebensgefährten von Martina Hess wurden aufgestochen, ein Scheibenwischer an Hess’ Auto abgebrochen und schließlich der Rückspiegel abgetreten.
Der materielle Schaden beträgt mittlerweile rund 7500 Euro. Spuren gibt es keine – lediglich der Stein, mit dem die Balkontür eingeschossen wurde und ein Gummihandschuh beim Autoabstellplatz.
Hess versucht, sich mit bitterem Humor zu helfen. In ihrem Auto hat sie einen Zettel angebracht, dass es für den Transport eines behinderten Menschen gebraucht wird. Man möge doch bitte von weiteren Vandalenakten absehen.