Chronik/Niederösterreich

Mitten drin im Gemeindeleben: Flüchtlinge helfen bei Festival

"Danke schön. Bitte", sagt Salah Fahed, als er für die Kamera posiert. Der 26-jährige Iraker lebt erst seit wenigen Wochen in Österreich und beherrscht schon ein paar Sätze in deutscher Sprache. Darauf ist er stolz. Gemeinsam mit Ahmed Mahomed, 27, ebenfalls Iraker, ist er zu Fuß in der Buchenstraße unterwegs, um im Auftrag der Waldviertler Gemeinde Litschau mehrere Straßen zu säubern.

Einer kratzt mit einem Werkzeug das Unkraut aus den Gehsteig-Ritzen, der andere kehrt mit dem Besen hinterher. Spätestens am 6. Juli soll die Stadt herausgeputzt sein, wenn in Litschau die zweite Etappe der Österreich-Radrundfahrt startet.

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Während die beiden Iraker als Saubermacher tätig sind, um ein paar Euro Taschengeld zu verdienen, drücken Eyad Bakleh, 42, und Mutaz Al-Kerdy, 25, die Schulbank. Die beiden Syrer wollen so rasch wie möglich Deutsch lernen und schwärmen auf dem Heimweg ins Quartier von Jenny. So heißt ihre Lehrerin, die sich via Facebook gemeldet hat, um in der Waldviertler Gemeinde kostenlos Kurse zu geben.

Lehrer-Team

Sie gehört neben Christian Vajk und dem örtlichen Zahnarzt Tawar Kum Nakch, der vor 45 Jahren selbst von Syrien nach Europa geflohen ist, zu einem privaten Dreier-Team, das immer wieder Deutschunterricht gibt.

Seit Anfang April sind in einem Privatquartier am Stadtplatz 15 Asylwerber untergebracht. "Wir fühlen uns hier wohl. Die Nachbarn sind alle sehr freundlich zu uns", erzählen Salah und Ahmed.

Litschau hat schon früh einen eigenen Weg gesucht, um Integration in der 2274-Einwohner-Stadt möglich zu machen. Gerhard Holzweber ist der neue "Stadtrat für hilfsbedürftige Menschen und deren Integration" und sieht sich als Bindeglied zwischen Gemeinde und Fremden. "15 Flüchtlinge sind eine optimale Größe, um die Personen gut integrieren zu können. Wenn jede Gemeinde so denken würde, hätten wir keine Probleme mehr bei der Unterbringung von Asylwerbern."

Auch private Aktionen sind immer wieder geplant. "Wir haben schon mal ein größeres Essen mit den Flüchtlingen im Gasthaus organisiert. Da waren insgesamt 90 Leute mit dabei", erzählt Thomas Baier, einer der Mitinitiatoren vieler Aktionen.

Mesopotamia Dragon

Die nächsten Höhepunkte: Beim Schrammel-Klang-Festival von 10. bis 12. Juli werden die jungen Männer – ausgestattet mit eigenen "Crew"-T-Shirts – tatkräftig mithelfen. Und Anfang August wollen die Iraker und Syrer beim alljährlichen Drachenboot-Rennen als Team "Mesopotamia Dragon" an den Start gehen.

Damit sie dabei nicht vergessen, weiterhin Deutsch zu lernen, kommt fast täglich Nachbarin Julia Federmann zu Besuch: "Ich motiviere sie, dass sie üben. Wir sitzen auch oft zusammen und haben sehr viel Spaß. Alle sind sehr lieb", sagt Federmann.